Analfissur

Die Analfissur ist ein Riss in der Analschleimhaut, der äusserst schmerzhaft ist. Eine häufige Ursache ist eine Reizung oder Verletzung der Schleimhaut, aber auch Krankheiten können dahinterstehen. Der Afterriss lässt sich gut behandeln und heilt meist ohne Folgen wieder aus.

Was ist eine Analfissur?

Bei einer Analfissur reisst die Schleimhaut im unteren Analkanal längs ein. Betroffen ist jener Bereich, in dem der Enddarm in den After übergeht. Daher sprechen Ärztinnen und Ärzte auch von Afterriss oder Analriss. Die Erkrankung ist äusserst schmerzhaft und kann die Lebensqualität erheblich einschränken.

Genaue Zahlen zur Häufigkeit der Analfissur gibt es nicht. Der Grund ist, dass kaum jemand gerne über Probleme im Intimbereich spricht. Vielen Betroffenen ist die Erkrankung unangenehm, sie zögern deshalb auch über einen längeren Zeitraum, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Medizinerinnen und Mediziner gehen davon aus, dass diese Fissuren gar nicht so selten sind. Am häufigsten bildet sich der Analriss bei Personen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Im Prinzip kann er jedoch auch bei jüngeren und älteren Erwachsenen auftreten. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig betroffen. Bei Kindern ist der Afterriss jedoch sehr selten.

Aus Scham ertragen Betroffene die Schmerzen oft Monate lang oder versuchen, sich selbst mit Cremes oder Salben zu therapieren. So vergeht meist viel Zeit, bis eine Ärztin oder ein Arzt die Fissur fachgerecht versorgt. Dabei hindert eine frühzeitige Behandlung nicht nur die Symptome wirksam, sondern verbessert auch die Chancen, dass die Analfissur wieder vollständig ausheilt. Es gilt also: Suchen Sie zeitnah unsere Sprechstunde auf.

Akute oder chronische Analfissur

Die Analfissur kann akut oder chronisch verlaufen. Im akuten Fall heilt sie nach wenigen Wochen oft von selbst oder durch eine von der Ärztin oder vom Arzt begleitete Behandlung wieder ab. Im zweiten Fall geht die akute Analfissur in die chronische Form über – sie bleibt dann länger bestehen und muss möglicherweise operiert werden. Typisch für diese chronische Form ist, dass die akuten Beschwerden und Schmerzen erst einmal nachlassen, die Fissur aber weiterhin besteht. Betroffene entwickeln dann allerdings oft ein tiefes Geschwür, Narben an den Wundrändern und eine charakteristische Hautverdickung in der Region der Analfissur. Mediziner sprechen auch von der „Vorpostenfalte“.

Die Ursachen einer Analfissur sind nicht immer klar

Vermutlich sind bei der Analfissur mehrere Ursachen gemeinsam am Werk. Bekannt sind einige Faktoren, welche die Analschleimhaut reizen oder verletzen und sie einreissen lassen. Ärztinnen und Ärzte sprechen von „primärer Analfissur“. Solche Faktoren sind zum Beispiel:

  • Verstopfung (Obstipation): Der Stuhlgang ist hart und Betroffene müssen beim Stuhlgang enorm pressen.
  • Längerer Durchfall, der Stuhl besitzt eine breiige Konsistenz.
  • Erhöhte Muskelspannung des Schliessmuskels (Sphinkterhypertonie): Die starken Schmerzen während und nach dem Stuhlgang sorgen wiederum dafür, dass sich der Schliessmuskel noch mehr verspannt.
  • Bestimmte Sexualpraktiken: Analverkehr oder Gegenstände und Sexspielzeug, die Menschen in den Enddarm einführen.
  • Entzündungen im Bereich der Analdrüsen des Enddarms (Kryptitis) – dies kommt allerdings eher selten vor.

Ärztinnen und Ärzte können jedoch nicht immer eine Ursache für die Analfissur finden.

Sekundäre Analfissur – oft sind andere Krankheiten schuld

Daneben sind einige Krankheiten und Auslöser bekannt, die Analfissuren begünstigen können. „Sekundäre Analfissur“ ist der Fachbegriff in diesem Fall. Beispiele dafür sind:

  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED): Dazu gehören Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
  • Infektionen mit Erregern: Beispiele sind Syphilis, Tuberkulose (beide durch Bakterien) oder Leishmaniose (durch Einzeller = Protozoen). Aber auch bei bestimmten Viruserkrankungen können Analfissuren auftreten, etwa HIV/Aids, einer Infektion mit Herpes-simplex-Viren (HSV) oder mit dem Cytomegalievirus.
  • Krankheiten wie Leukämie, Kuhmilchallergie oder Morbus Behçet (seltene rheumatische Erkrankung, welche die Blutgefässe betrifft).
  • Medikamente: Einige Arzneien stehen im Zusammenhang mit der Analfissur, zum Beispiel Ergotamin, Nicorandil, Isotretinoin oder Zytostatika gegen Krebs (Chemotherapeutika).
  • Verengung des Analkanals (Analstenose)
  • Operation in der Region des Enddarms

Eine Analfissur verursacht Schmerzen

Eine Analfissur macht sich vor allem durch Schmerzen bemerkbar, die oft nicht unerheblich sind und den Alltag und die Lebensqualität einschränken. Folgende Symptome können bei einer Analfissur auftreten:

  • Starke Schmerzen beim Stuhlgang. Viele Betroffene beschreiben sie als Brennen oder Stechen. Einige vergleichen es damit, als würden sie auf einer Rasierklinge sitzen. Die Schmerzen verschwinden nach dem Stuhlgang nicht gleich wieder, sondern können für Minuten oder sogar Stunden andauern. Aus Angst vor dem Schmerz versuchen viele, den Stuhlgang zurückzuhalten – das fördert wiederum die Verstopfung und der Stuhlgang wird noch schmerzhafter.
  • Helle Blutauflagerungen auf dem Stuhl und Blut auf dem Toilettenpapier – die helle Farbe zeigt, dass das Blut frisch ist.
  • Später: Wunde, die nässt und Schleim absondert, Juckreiz am After

Bei einer primären Analfissur sind die Schmerzen oft stärker ausgeprägt als beim sekundären Afterriss. Die Schmerzen können den Schliessmuskel so stark verkrampfen lassen, dass sich die Symptome immer weiter verstärken. Auch weitere Einrisse in der Schleimhaut sind aufgrund der Schliessmuskelkrämpfe möglich. Zudem vermindert sich manchmal die Durchblutung im Gewebe und die Analfissur heilt schlecht ab – sie kann chronisch werden.

Analfissur: Diagnose bei uns

Für uns ist die Diagnose „Analfissur“ in der Regel einfach zu stellen und kein Problem. Schon das Gespräch zur Krankengeschichte – die Anamnese – liefert erste Anhaltspunkte. Wichtig sind zum Beispiel folgende Fragen:

  • Welche Symptome haben Sie genau? (z.B. Schmerzen beim und nach dem Stuhlgang)
  • Seit wann haben Sie die Beschwerden und wie intensiv sind sie?
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt, zum Beispiel eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja: Welche und seit wann?

Danach schliessen sich meist noch weitere Untersuchungen an, um die Analfissur zu diagnostizieren.

  • Körperlichen Untersuchung: Bei der körperlichen Untersuchung tasten wir die Schleimhaut des Enddarms vorsichtig mit dem Finger ab und spürt so Veränderungen auf.
  • Proktoskopie: Eine Spiegelung des Enddarms mit einem Endoskop (Proktoskopie) zeigt, ob der Analkanal sowie der Enddarm intakt oder beschädigt sind. Das Proktoskop ist ein dünnes Metallrohr, das wir in den Enddarm schieben. Manchmal führen wir die Proktoskopie unter einer regionalen Betäubung (Lokalanästhesie) oder einer kurzen Narkose durch. Denn die Region im Bereich des Afters und Enddarms ist sehr schmerzempfindlich, weil dort zahlreiche Nervenfasern verlaufen.
  • Darmspiegelung: Eventuell eine Darmspiegelung, wenn Auffälligkeiten bestehen oder die Analfissur auch Wochen später noch nicht abgeheilt ist.

Analfissur: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Einer Analfissur vorbeugen können Sie nicht in jedem Fall. Denn manchmal finden Ärzte keine Ursache dafür oder die Analfissur ist die Folge einer anderen Erkrankung. Es gibt jedoch einige Faktoren, welche das Risiko für den Afterriss erhöhen – und an diesen können Sie selbst ansetzen. Beispiele sind:

  • Verstopfung vorbeugen: Ernähren Sie sich möglichst ausgewogen und nehmen Sie viele Ballaststoffe zu sich (z.B. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte). Trinken Sie ausserdem viel. Empfohlen sind mindestens 1,5 bis 2 Liter pro Tag. Am besten sind kalorienarme Getränke wie Wasser, ungesüsster Tee oder Fruchtsaftschorlen. Ein weicher Stuhl senkt das Risiko für eine Analfissur. Auch nach einer Behandlung der Analfissur sind diese Tipps wichtig, um einem erneuten Riss vorzubeugen. Abführmittel erübrigen sich dann meist – ansonsten sprechen Sie vor der Einnahme mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
  • Bewegen Sie sich viel im Alltag und treiben Sie Sport. Bewegung regt die Darmtätigkeit an. Unternehmen Sie zum Beispiel einen Spaziergang nach dem Essen, steigen Sie Treppen, statt den Aufzug zu nehmen oder fahren Sie mit dem Rad zum Supermarkt, anstatt sich ins Auto zu setzen. Wenn Sie eine sitzende Tätigkeit zum Beispiel in einem Büro ausüben, versuchen Sie am besten, sich auch während der Arbeitszeit so viel wie möglich zu bewegen. Bringen Sie den Ordner selbst zur Kollegin oder zum Kollegen, statt ihn in die Hauspost zu geben, oder stehen Sie auf, wenn Sie Telefongespräche führen. Bewegung schützt Sie nicht nur vor einer Analfissur, sondern stärkt auch insgesamt ihr Wohlbefinden.
  • Praktizieren Sie Analsex vorsichtig und verwenden Sie am besten ein Gleitmittel. So schützen Sie die empfindliche Schleimhaut vor Verletzungen.

Verlauf und Prognose bei einer Analfissur

Falls Sie eine Analfissur bei sich vermuten, ist die Früherkennung sehr wichtig. Nur so können wir rechtzeitig mit der Behandlung beginnen und Komplikationen vermeiden. Suchen Sie zeitnah eine Ärztin oder einen Arzt auf und therapieren Sie sich nicht über einen längeren Zeitraum selbst mit Hausmitteln oder mit Salben, die Ihnen von medizinischen Laien empfohlen werden.

Wenn wir die Analfissur rechtzeitig und ausreichend behandeln, sind der Verlauf und die Prognose in der Regel gut. Das bedeutet, der Afterriss heilt ohne weitere gesundheitliche Folgen wieder aus. Bei nicht sachgemässer medizinischer Behandlung besteht die Gefahr, dass die Analfissur zurückkehrt oder chronisch wird. Eine unbehandelte Analfissur kann auf Dauer unter anderem diese Folgen haben:

  • Keime aus dem Darm können in die Wunde eindringen – sie heilt nicht ab.
  • Analfisteln können entstehen – Fisteln sind unnatürliche Kanäle, die dort normalerweise nicht hingehören. Eine solche Fistel kann sich zwischen der Wunde und dem inneren Schliessmuskel bilden. Darüber kann sich die Entzündung ins benachbarte Gewebe ausbreiten.
  • Analabszess: Dies ist eine eitrige Entzündung, die sich im Gewebe abkapselt. Rötung, Schwellung, Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost können die Symptome sein. Ein operativer Eingriff wird nötig und eine Chirurgin oder ein Chirurg muss den Analabszess eröffnen.

Analfissur: Behandlung mit verschiedenen Strategien

Eine akute Analfissur klingt in seltenen Fällen von selbst ab, benötigt aber in der Regel eine Therapie. Behandeln wir den Riss rechtzeitig, ist die Analfissur gut heilbar. Folgende Möglichkeiten gibt es zur Behandlung der Analfissur:

  • Schmerzlindernde Medikamente
  • Muskelentspannende Medikamente
  • Warmes Sitzbad
  • Ernährung
  • Botox
  • Operation