Diabetes

Diabetes mellitus, Schwangerschaftsdiabetes, MODY, Maturity Onset Diabetes of the Young, Erwachsenendiabetes

Wenn Sie starken Durst verspüren, Sie vermehrt Wasser lassen müssen, Sie sich matt und abgeschlagen fühlen, könnten das Hinweise auf Diabetes mellitus sein. Allein in der Schweiz sind über eine halbe Million Menschen von der Zuckerkrankheit betroffen.

Überblick: Was ist Diabetes?

Beim Diabetes mellitus handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung. In Ihrem Blut kursiert permanent zu viel Zucker. Der erhöhte Blutzuckerspiegel schädigt Ihre Gefässe und verschiedene Organe.

Fachleute unterscheiden hauptsächlich zwei Formen des Diabetes:

  • den relativ seltenen Typ-1-Diabetes (circa 5 Prozent),
  • den für 90 Prozent der Erkrankungen verantwortlichen Typ-2-Diabetes mellitus

Für die Entstehung des Typ-1-Diabetes mellitus ist eine Autoimmunkrankheit verantwortlich, welche alle insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört.

Der Typ-2-Diabetes mellitus gehört zu den Zivilisationskrankheiten. Weltweit leben etwa 425 Millionen Menschen mit dieser Krankheit, davon rund 60 Millionen in Europa. Dabei steigt die Zahl der Betroffenen weltweit kontinuierlich an. Hauptgrund dafür ist, dass immer mehr Menschen zu viele Kilos auf die Waage bringen. Übergewicht und zu wenig körperliche Aktivität sind neben einer starken Vererbung die Hauptrisikofaktoren für den Typ-2-Diabetes mellitus.

 

Die Schlüsselrolle des Hormons Insulin

Traubenzucker (Glukose) ist einer der wichtigsten Energielieferanten des Körpers. Er gelangt über die Nahrung ins Blut. Bestimmte Zellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), die Beta-Zellen, produzieren das Hormon Insulin. Es sorgt dafür, dass Ihre Körperzellen die Glukose aufnehmen und verarbeiten können.

Nach einer Mahlzeit schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin ins Blut aus. Es dockt an bestimmten Rezeptoren der Körperzellen an und bewirkt, dass die Zellmembran Glukose in die Zelle hineinlässt. Ohne Insulin bleibt der Zucker im Blut – und kann somit den Zellen keine Energie bringen. Als Folge steigt der Blutzuckerspiegel. Insulin ist wie der Schlüssel, welche die Zellen aufschliesst, damit sie Glukose aufnehmen können.

Insulin ist nicht nur für die Verwertung von Glukose von Bedeutung. Es spielt auch für den Fettstoffwechsel eine wichtige Rolle sowie für die Verwertung von Aminosäuren.

Diabetes mellitus: Ursachen und Risikofaktoren

Erhöhte Blutzuckerwerte lösen die Symptome des Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 aus. Doch gibt es für die beiden Diabetes-Formen unterschiedliche Ursachen.

Ursachen für Diabetes mellitus Typ 1

Nur etwa fünf von 100 an Diabetes Erkrankte leiden am Typ 1. Früher wurde er auch als juveniler Diabetes bezeichnet, weil er oft schon in der Jugend beginnen kann. Die Bauchspeicheldrüse von Betroffenen produziert kein Insulin mehr. Sie müssen daher ihr Leben lang regelmässig das Hormon Insulin injizieren, um ihren erhöhten Blutzuckerspiegel in Schach zu halten. Frauen und Männer sind gleichermassen betroffen.

Heute gilt es in der Forschung als gesichert, dass es sich bei Diabetes mellitus Typ 1 um eine Autoimmunerkrankung handelt. Das Immunsystem produziert Zellen und stellt Antikörper gegen die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse her, die Insulin produzieren. Durch diese Zellen werden die Beta-Zellen zerstört, bis sie im Laufe der Jahre gar kein Insulin mehr herstellen. Wenn etwa 70 bis 80 Prozent der insulinbildenden Zellen zerstört sind, zeigt sich der Diabetes vom Typ 1 mit typischen Symptomen wie einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Zwischen Beginn der Erkrankung und Auftreten der ersten Symptome können Wochen, Monate oder auch Jahre vergehen.

Risikofaktoren für Diabetes Typ 1

  • Genetische Veranlagung: Fast alle Betroffene des Diabetes Typ 1 tragen auf ihren weissen Blutkörperchen spezielle Markierungen: die sogenannten HLA-Merkmale DR 3 und DR 4. Deshalb geht die Forschung davon aus, dass genetische Veranlagungen den Typ-1-Diabetes mellitus begünstigen. Ist der Vater Betroffener des Diabetes Typ 1, besteht für die Kinder ein Risiko von fünf Prozent, ebenfalls zu erkranken. Leidet die Mutter an Typ-1-Diabetes, besteht für die Kinder ein Erkrankungsrisiko von drei Prozent. Sind beide Eltern betroffen, steigt das Risiko ihrer Kinder auf rund 20 Prozent. Allerdings haben viele Menschen eine genetische Vorbelastung und bekommen trotzdem keinen Diabetes.
  • Virusinfektionen: Zusätzlich zu den Erbanlagen können auch bestimmte Virusinfektionen, darunter Mumps und Röteln, zum Ausbruch von Diabetes mellitus Typ 1 beitragen.

Ursachen für Diabetes mellitus Typ 2

Die Bauchspeicheldrüse eines gesunden Menschen schüttet nach einer Mahlzeit Insulin aus. Das Hormon reguliert den Blutzuckerspiegel, indem es Körperzellen dazu anregt, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Wenn Sie an Typ-2-Diabetes leiden, sind die Zellen resistent geworden gegen Insulin, sie reagieren erst bei hohen Insulinspiegeln, welche die Bauchspeicheldrüse aber nicht ausreichend produzieren kann. Als Folge schiesst der Blutzuckerspiegel nach einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit nach oben.

Eine Insulinresistenz, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt, entwickelt sich beispielsweise, wenn Sie dauerhaft zu viele Kalorien aufnehmen. Der Typ-2-Diabetes ist in Europa aufgrund des häufigen Übergewichts sehr verbreitet. Praktisch alle Betroffenen sind stark übergewichtig. Ein Body-Mass-Index von 30 oder höher gilt als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung dieser Stoffwechselkrankheit.

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Irgendwann reicht die Insulinmenge, die Ihre Bauchspeicheldrüse produziert nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Es entsteht ein sogenannter relativer Insulinmangel: Es ist zwar Insulin vorhanden, die Zellen reagieren aber nicht ausreichend darauf.

Zu Beginn versucht Ihre Bauchspeicheldrüse, dieses Manko auszugleichen, indem sie noch mehr Insulin herstellt, um den Blutzuckerspiegel niedrig zu halten. Sie arbeitet auf Hochtouren und erschöpft sich nach einigen Jahren. Dann kann der Blutzuckerspiegel ungehindert steigen.

Risikofaktoren für Diabetes Typ 2

Die Mehrheit der Diabetes Typ 2-Betroffenen zeigen körperliche Veränderungen, die der Begriff Metabolisches Syndrom zusammenfasst. Dazu gehören die Faktoren:

  • starkes Übergewicht mit viel Bauchfett (erhöhter Bauchumfang)
  • Fettstoffwechselstörung (typisches Muster: hohe Triglizeridwerte und tiefes (gutes) HDL-Cholesterin
  • Bluthochdruck und
  • gestörter Zuckerstoffwechsel (aus der anfangs gestörten Glukosetoleranz entwickelt sich der Typ-2-Diabetes).
  • Vererbung: Beim Diabetes mellitus Typ 2 spielt die erbliche Veranlagung eine viel grössere Rolle als beim Typ-1-Diabetes. Kinder, von denen ein Elternteil vom Typ 2 betroffen ist, haben ein Erkrankungsrisiko von 30 bis 50 Prozent.
  • Alter: Generell steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit, Diabetes vom Typ 2 zu bekommen. Zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr sind mehr Männer als Frauen betroffen, ab dem 70. Lebensjahr kehrt sich das Verhältnis um. Früher nannte man diese Form der Erkrankung deshalb auch Altersdiabetes. Mittlerweile erkranken jedoch immer häufiger jüngere Menschen an Diabetes mellitus Typ 2. Schuld ist zunehmendes Übergewicht schon in jungen Jahren.

Weitere Formen des Diabetes

  • MODY: Zwei bis drei Prozent der Diabetes-Betroffenen leiden am „Maturity Onset Diabetes of the Young“, also an einem „Erwachsenendiabetes“, der im Jugendalter auftritt. Der MODY beruht auf einem genetischen Defekt der insulinproduzierenden Zellen. Die Betroffenen sind unter 25. Jahre alt und normalgewichtig. Bisher sind 11 MODY-Typen mit unterschiedlichem Verlauf bekannt. Eine genetische Untersuchung kann die Diagnose absichern.
  • Diabetes nach Schäden der Bauchspeicheldrüse: Fällt die Bauchspeicheldrüse in ihrer Funktion teilweise oder vollständig aus, produziert sie nicht mehr ausreichend Insulin. In einem solchen Fall ist eine Behandlung mit Insulin unumgänglich. Mögliche Ursachen für die Schädigung des Organs:
    • Bauchspeicheldrüsenentzündung (durch Alkoholmissbrauch oder Gallensteine)
    • Hämachromatose
    • Mukoviszidose
    • Bauchspeicheldrüsen-Tumoren (gut- oder bösartig), wegen denen das Organ entfernt werden muss
  • Schwangerschaftsdiabetes: Etwa 15 bis 25 von 100 Schwangeren entwickeln während der Schwangerschaft die Zuckerkrankheit (Gestationsdiabetes). Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, ein Alter über 30 Jahre und eine erbliche Vorbelastung. Meist bildet er sich nach der Geburt wieder zurück. Das Risiko, in der nächsten Schwangerschaft wieder einen Diabetes zu entwickeln, liegt bei bis zu 50 Prozent. Ungefähr 35 bis 60 von 100 betroffenen Frauen erkranken in den folgenden zehn Jahren an Diabetes mellitus.

Symptome: Diabetes bleibt oft lange unentdeckt

Diabetes aller Typen entwickelt sich schleichend und bleibt meist lange unbemerkt. Die üblichen Diabetessymptome treten vor allem dann auf, wenn der Zuckerspiegel im Blut extrem hoch ist und der Stoffwechsel entgleist. Dann entsteht eine starke Veränderung im Wasser- und Mineralstoffhaushalt des Organismus, gleichzeitig ein schwerer Energiemangel in den Körperzellen und im Zentralnervensystem.

Als typische Diabetes-Symptome gelten:

  • starker Durst
  • vermehrter Harndrang
  • Schwäche, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen
  • Juckreiz, trockene Haut
  • Heisshungerattacken
  • Sehstörungen
  • Geschwächtes Immunsystem und Infektanfälligkeit

Extreme Symptome bei Diabetes mellitus Typ 1

Am Diabetes mellitus Typ 1 erkranken meist Jugendliche. Bis etwa vier Fünftel der insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört sind, kann das Organ den Insulinmangel noch ausgleichen. Erst dann treten Symptome auf, diese sind allerdings oft viel extremer als die des Typ-2-Diabetes. Es kommt vor, dass die Erkrankung sich erst durch das diabetische Koma (Coma diabeticum) bemerkbar macht. Es tritt als Folge extrem hoher Blutzuckerwerte auf. Die Betroffenen werden bewusstlos und ihr Atem riecht nach Aceton, ein Geruch, der an Nagellackentferner oder sehr reifes Obst erinnert.

Späte Symptome bei Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 verläuft anfangs ohne jegliche Symptome, manchmal jahrelang. Aus diesem Grund wird ein Typ-2-Diabetes oft erst spät erkannt, beispielsweise im Rahmen einer Routineuntersuchung. Manchmal kam es dann schon zu Folgeschäden.

Mögliche Folgeerkrankungen des Diabetes

Behalten Betroffene mit Diabetes mellitus die Blutzuckerwerte im Blick und kontrollieren sie gut und achten auf eine gesunde Lebensweise, können Folgeschäden vermieden werden. Ist allerdings der Blutzucker nicht gut eingestellt und immer wieder erhöht, nehmen besonders die kleinen Blutgefässe (Kapillaren) Schaden was sich in Schäden an den Augen, Nieren und des peripheren Nervensystems äussern kann.

  • Diabetische Retinopathie (Schädigung der Netzhaut): Jede dritte Erblindung geht auf eine diabetische Retinopathie zurück. Werden die kleinsten Blutgefässe im Auge über einen längeren Zeitraum hinweg dauerhaft geschädigt, nimmt die Durchblutung der Netzhaut ab. Es kommt zu Neubildungen von kleinen Blutgefässen, welche reissen können und zu Blutungen im Augeninnern und zu Sehstörungen bis hin zum Erblinden führen können. Laut Statistik leiden etwa 90 Prozent aller Typ 1-Betroffenen und rund 50 Prozent aller Typ 2-Betroffenen nach 15 Jahren an der diabetischen Retinopathie.
  • Diabetische Nephropathie (Schädigung der Nieren): Durch schlecht eingestellte Blutzuckerwerte entstehen Gefässschäden an den Nieren. Das kann zu Nierenversagen führen, was eine regelmässige Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation nötig macht. In Europa weisen mehr als 50 Prozent aller Dialyse-Behandelte einen Diabetes mellitus auf.
  • Diabetische Neuropathie (Schädigung der Nerven): Permanent erhöhte Blutzuckerwerte können die Blutgefässe schädigen, die die kleinen Nervenfasern in Armen und Beinen versorgen. Als Folge nehmen sie Schaden. Dadurch kann es zu Missempfindungen in den Extremitäten kommen, etwa Kribbeln, Schmerzen oder Brennen. Daneben können auch die kleinen Nerven des vegetativen Nervensystems betroffen sein, welche zu Störungen des Herzens, des Verdauungs- und des Genitalsystems (erektile Dysfunktion) führen können.
  • Diabetischer Fuss: Der diabetische Fuss ist die häufigste Komplikation des Diabetes mellitus. Es handelt sich um eine Kombination von Neuropathie und Gefässveränderungen, welche zu offenen, schlecht heilenden Wunden und Geschwüre in den Füssen führt.
  • Diabetische Makroangiopathie (Schädigung der grossen Blutgefässe): Als Folge einer Schädigung der grossen Blutgefässe kann es zu verschiedenen Herz-Kreislauf-Leiden kommen. So beschleunigt Diabetes massiv die Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen wie
    • Herzinfarkt
    • Schlaganfall
    • Koronare Herzkrankheit
    • Durchblutungsstörung der Beine
    • Erhöhte Bluttfettwerte (LDL-Cholesterol, Triglyzeride)
    • Bluthochdruck
    • Übergewicht
    • Rauchen
  • Erektionsprobleme und reduzierte sexuelle Erregbarkeit: Die Nervenschäden und Durchblutungsstörungen können zu Potenz- und Erektionsproblemen von Männern sowie Störungen der sexuellen Erregbarkeit führen.

Diabetes mellitus: Diagnose

Der Begriff „Diabetes“ geht auf das griechische Wort für „hindurchfliessen“ zurück. „Mellitus“ bedeutet auf Lateinisch „honigsüss“. Der Name „Diabetes mellitus“, also „honigsüsser Durchfluss“, bezieht sich auf den hohen Zuckerwert des Urins und dessen süssen Geschmack. Das Schmecken des Urins war früher ein gängiger Test auf verschiedene Erkrankungen.

Diabetes mellitus: Blutzuckerwerte messen

 

Heutzutage werden wir Sie bei Diabetesverdacht zuerst nach Ihren Symptomen befragen und dann den Zuckerwert in Ihrem Blut messen. Dafür müssen Sie nüchtern zur Blutabnahme erscheinen, also acht Stunden vorher nichts essen und nichts Zuckerhaltiges trinken. Wasser, ungezuckerter Tee oder Kaffee hingegen sind erlaubt. Im Labor wird dann die sogenannte Nüchtern-Glukose ermittelt – ein Wert, der etwas darüber aussagt, wie viel Zucker (Glukose) im Blut enthalten ist, wenn die letzte Mahlzeit Stunden zurückliegt.

Der reguläre Blutzuckerwert liegt nüchtern normalerweise unter 5.6 mmol/l (100 mg/dl) im Blutplasma. Er steigt nach dem Essen normalerweise nicht über 8 mmol/l (144 mg/dl). Für einen Diabetes mellitus spricht ein Nüchtern Blutzuckerwert über 7.0 mmol/l oder ein Blutzucker zu einem beliebigen Zeitpunkt über 11.1 mmol/l (200 mg/dl) (etwa nach dem Essen) plus klassische Symptome.

Oraler Glukosetoleranztest (oGTT)

Liegen Ihre Blutzuckerwerte im Grenzbereich, können wir zusätzlich einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) vornehmen. In den 72 Stunden davor, sollten Sie nicht hungern und ausreichend Kohlenhydrate essen. Acht Stunden vor dem Test sollten Sie nichts essen, keine kalorien- oder alkoholhaltigen Getränke zu sich nehmen und nicht rauchen. Am Testtag nehmen wir eine Blutentnahme für den Nüchternblutzucker und anschliessend trinken Sie in fünf Minuten langsam 75 Gramm Glukose, welche in 250 bis 300 Milliliter Wasser gelöst wird. Zwei Stunden später nehmen wir Ihnen Blut ab.

Bei Menschen ohne Diabetes liegen die Blutzuckerwerte im Blutplasma nüchtern 5.6 mmol/l (100 mg/dl) und zwei Stunden nach dem Test unter 7.8 mmol/l (140 mg/dl). Liegen die Nüchternwerte zwischen 5.6 und maximal 7.0 mmol/l (100 bis maximal 125 mg/dl) besteht eine abnorme Nüchternglukose. Bei einem nach zwei Stunden gemessenen Wert von 7.8-11.0 mmol/l (140 bis 199 mg/dl) handelt es sich um eine sogenannte gestörte Glukosetoleranz.

Ein Diabetes mellitus besteht, wenn

  • die Werte für den Nüchternblutzucker im Blutplasma mindestens 7.0 (126 mg/dl) oder mehr
  • und für den nach zwei Stunden gemessenen Wert (oGTT-2-h-Wert) über 11.1 mmol/l (200 mg/dl) betragen.

Bei Schwangeren liegen die Grenzwerte für den oGTT niedriger.

HbA1c-Wert (Langzeitblutzucker)

Der übliche Blutzuckertest und der orale Glukosetoleranztest geben jeweils eine Momentaufnahme wieder. Mithilfe des HbA1c-Werts können wir den Blutzuckerspiegel der letzten drei Monate bestimmen. Der HbA1c-Wert gibt die Menge des mit Glukose verbundenen roten Blutfarbstoffs an. Der Wert erlaubt einen Rückschluss auf die Qualität der Blutzuckereinstellung in den letzten 3 Monaten. Dieser Zeitraum hängt mit der Lebensdauer der roten Blutkörperchen zusammen, die regelmässig erneuert werden. Je öfter und länger die Blutzuckerwerte erhöht sind, desto höher ist der HbA1c-Wert.  Beträgt der HbA1c Wert 6.5% oder mehr, liegt ein Diabetes mellitus vor.

Diabetes mellitus: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Da der Diabetes mellitus vom Typ 1 eine Autoimmunkrankheit ist, für die keine bekannte Therapie existiert, können Sie ihm nicht vorbeugen.

Für den Typ-2-Diabetes gibt es eine erbliche Vorbelastung. Ob er ausbricht oder nicht, können Sie jedoch durch Ihren Lebensstil stark beeinflussen. Die meisten Menschen, die an Diabetes vom Typ 2 erkranken, sind übergewichtig. Besonders riskant sind Fetteinlagerungen am Bauch um die inneren Organe herum. Die beste Massnahme, um einem Diabetes vorzubeugen, ist also normalgewichtig zu bleiben beziehungsweise abzunehmen und sich genügend zu bewegen. Wichtig ist, dass Sie einen Ernährungsstil finden, der gesund ist, das Körpergewicht konstant hält und auf Dauer zufriedenstellt. Über Ernährung gibt es zahlreiche Literatur, Kurse an Volkshochschulen oder über Ihre Krankenkasse. Es lohnt sich, dass Sie Zeit in Ihre Ernährung und das Wissen darum investieren. Denn damit lässt sich auch weiteren Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs vorbeugen.

Weitere Faktoren, die Diabetes vorbeugen:

  • regelmässige Bewegung (Ausdauer- und Kraftsport)
  • nicht rauchen
  • nur gemässigt Alkohol konsumieren
  • Stress vermeiden

Früherkennung von Diabetes mellitus

Falls Sie eine erbliche Vorbelastung für Diabetes oder Risikofaktoren wie Übergewicht haben, sollten Sie ab dem Alter von 45 Jahren, mindestens einmal jährlich Ihre Blutzuckerwerte respektive ihr HbA1c ärztlich überprüfen lassen.

Verlauf und Prognose

Sowohl Typ1- als auch Typ2-Betroffene haben eine gute Prognose, wenn die Zuckerkrankheit rechtzeitig erkannt wird und es gelingt, den Blutzuckerspiegel dauerhaft im Normbereich oder nahe am Normbereich zu halten. Sie können selbst viel dazu beitragen, sowohl Ihre Lebenserwartung als auch Ihre Lebensqualität positiv zu beeinflussen. Dazu gehört, dass Sie

  • regelmässig Ihren Blutzucker messen,
  • zuverlässig Ihre Medikamente nehmen und
  • Risikofaktoren wie Übergewicht, Bewegungsmangel oder Rauchen vermeiden.

Dadurch schützen Sie sich vor einem negativen Verlauf durch die Folgeerkrankungen, die durch die geschädigten Gefässe entstehen, etwa Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen oder Erblinden.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».