Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs

Gallenblasenkarzinom, Cholangiokarzinom, Cholangiozelluläres Karzinom, Klatskin-Tumor

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs sind bösartige Tumoren in der Gallenblase beziehungsweise den Gallenwegen. Beide Tumorarten sind vergleichsweise selten. Frauen erkranken etwas häufiger daran als Männer. Meist erhalten sie die Diagnose in höherem Lebensalter.

Überblick: Was sind Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs?

Krebserkrankungen der Gallenblase und des Gallengangs sind vergleichsweise sehr seltene Krebsarten. Beim Gallenblasenkrebs bildet sich ein bösartiger Tumor in der Gallenblase. Er hat seinen Ursprung in der Schleimhaut der Gallenblase. Sie liegt in unmittelbarer Nähe der Leber und des Darms. Die Gallenblase entsteht aus einer Ausstülpung des Gallengangs und sieht optisch wie ein kleines Säckchen aus. Sie speichert die Gallenflüssigkeit, welche die Leber herstellt. Über den Gallengang gelangt die Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm, wo sie bei der Fettverdauung mithilft. Gallenblasenkrebs heisst medizinisch auch Gallenblasenkarzinom.

Beim Gallengangskrebs entsteht die bösartige Geschwulst dagegen aus den Zellen der Gallengänge. Diese Krebsart heisst medizinisch auch Gallengangskarzinom, Cholangiokarzinom oder Cholangiozelluläres Karzinom. Eine besondere Form von Gallengangskrebs ist der sogenannte Klatskin-Tumor. Er entsteht an jener Stelle, an der die beiden aus der Leber kommenden Gallengänge zusammentreffen.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs – Häufigkeit und Alter

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs sind im Vergleich zu anderen Krebsarten wie Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs oder Lungenkrebs äussert selten. Nur etwa 330 Personen erkranken in der Schweiz jährlich an einer dieser beiden Krebsarten. Sie machen insgesamt weniger als ein Prozent aller Krebserkrankungen in der Schweiz aus.

Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer: 55 Prozent gegenüber 45 Prozent. Der Gallenblasenkrebs kommt fast ausschliesslich in höherem Alter vor. Zwei Drittel aller Frauen und Männer sind 70 Jahre oder älter, wenn sie die Krebsdiagnose erhalten.

Beide Krebsarten sind sehr gefährlich

Beide Krebsarten verursachen oft lange keine Symptome und bleiben daher unerkannt. Bei der Diagnose sind sie daher oft schon weiter fortgeschritten. Kleine Tumore im Frühstadium lassen sich oft noch durch eine Operation heilen. Bei fortgeschrittenem Krebs in der Gallenblase oder den Gallengängen helfen manchmal eine Chemotherapie oder Bestrahlung beziehungsweise eine Kombination aus beiden. Beide Krebsarten sind sehr gefährlich. Sie neigen dazu, schnell in andere Organe zu streuen und dort Metastasen (Absiedelungen) zu bilden, zum Beispiel in der Leber oder Bauchspeicheldrüse. Dann sind die Heilungsaussichten eher ungünstig. Allerdings lässt sich das Fortschreiten der Krebserkrankung oft noch durch eine palliative Behandlung bremsen.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen von Gallenblasenkrebs und Gallengangkrebs sind noch weitgehend ungeklärt. Es scheint jedoch einige Risikofaktoren zu geben, welche die Wahrscheinlichkeit für diese Krebsarten erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel einige andere Krankheiten wie chronische Entzündungen der Gallenwege oder Gallenblase.

Gallenblasenkrebs – Risikofaktoren

  • Alter über 50 Jahre und weibliches Geschlecht
  • Sehr grosse Gallensteine: Viele Menschen mit Gallenblasenkrebs haben auch Gallensteine. Allerdings gilt der Umkehrschluss nicht: Denn die wenigsten Menschen mit Gallensteinen erkranken an Gallenblasenkrebs.
  • Chronische Gallenblasenentzündungen: Die Wand der Gallenblase kann aufgrund der dauerhaften Entzündung verkalken. Es entsteht eine sogenannte Porzellangallenblase, die als Krebsvorstufe gilt.
  • Gutartige Polypen in der Gallenblase

Gallengangskrebs – Risikofaktoren

  • Chronische Entzündung der Gallengänge – der Fachbegriff ist primär sklerosierende Cholangitis (PSC)
  • Dauerhafte Gallengangssteine
  • Gutartige Geschwulste oder Zysten im Gallengang
  • Chronische Infektionen mit Parasiten in den Gallenwegen, etwa Leberegel oder Saugwürmer
  • Rauchen scheint ein Risikofaktor für das Gallengangskarzinom ausserhalb der Leber zu sein.
  • Bestehende Krankheiten: Chronische Hepatitis B oder C, HIV-Infektion, Leberzirrhose, Diabetes mellitus und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) scheinen das Risiko für ein Gallengangskarzinom in der Leber zu erhöhen.

Allgemeine Risikofaktoren

  • Bestimmte Chemikalien wie Nitrosamine
  • Alkoholmissbrauch
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas)

Symptome: Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs verursachen in der Regel zunächst keine Symptome. Viele bemerken daher die drohende Gefahr nicht, die von diesen Organen ausgeht. Später sind die Beschwerden so uncharakteristisch, dass sie auch auf viele anderen Krankheiten hindeuten können.

Meist finden Ärztinnen und Ärzte Tumoren in der Gallenblase oder den Gallenwegen erst, wenn sie schon weit fortgeschritten sind. Das erste Anzeichen ist oft, dass die Galle aufgrund des Tumors nicht mehr in den Zwölffingerdarm abfliessen kann und sich in der Leber staut.

Diese Warnzeichen deuten auf einen Gallenstau hin:

  • Der Urin verfärbt sich dunkel.
  • Gelbsucht – die Haut und Bindehaut der Augen färben sich gelb.
  • Der Stuhlgang entfärbt sich.
  • Die Haut juckt oft extrem.
  • Bauchschmerzen, meist im Oberbauch
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
  • Übelkeit und Erbrechen

Suchen Sie bei solchen Symptomen immer rasch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt auf. Die Beschwerden können auf Gallenblasen- oder Gallengangskrebs hinweisen, müssen es aber nicht zwangsläufig. Sie kommen auch bei anderen gutartigen Erkrankungen der Gallenwege vor, etwa bei Gallensteinen oder Leberentzündungen. Dennoch gilt: Je früher wir eine Krebserkrankung entdecken, desto besser ist sie behandelbar und desto höher stehen auch die Heilungschancen.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs – so gehen wir bei der Diagnose vor

Wir fragen Sie immer zunächst nach Ihrer Krankengeschichte in einem Anamnese-Gespräch. Wichtig sind zum Beispiel folgende Fragen:

  • Welche Beschwerden haben Sie, zum Beispiel Bauchschmerzen?
  • Seit wann bestehen die Symptome und wie ausgeprägt sind sie?
  • Sind Erkrankungen der Gallenblase oder Gallenwege oder andere Krankheiten bei Ihnen bekannt? z.B. Steine, Entzündungen, Hepatitis, Infektionen?
  • Rauchen Sie? Wenn ja: Seit wann und wie viel?

Diese und andere Fragen helfen uns schon bei einer ersten Einschätzung, was die Ursachen der Beschwerden sein könnten.

Dann schliesst sich eine körperliche Untersuchung an. Wir tasten den Bauch ab und spüren die Grösse und Lage von Organen auf. Eine vergrösserte Gallenblase und manchmal auch der Tumor selbst lassen sich oft schon von aussen ertasten. Die Zeichen einer Gelbsucht sind schon rein optisch anhand der gelb verfärbten Haut und Augen gut erkennbar.

Auch die Blutuntersuchung liefert wichtige Hinweise auf Gallenblasen- oder Gallengangskrebs. Besonders aufschlussreich sind erhöhte Leberwerte, wenn sich die Galle in der Leber staut: Gamma-GT, alkalische Phosphatase und Bilirubin. Daneben bestimmen Laborärztinnen und -ärzte oft das Cancer-Antigen 19-9 (Ca 19-9) oder das Carcino-embryonale Antigen (CEA).

Bildgebende Untersuchungen zeigen, ob tatsächlich ein Gallenblasenkrebs oder Gallengangskrebs vorhanden ist und wo er sich genau befindet. Ausserdem liefern sie Hinweise darauf, wie weit sich der Tumor schon ausgebreitet hat. Folgende Verfahren kommen zum Einsatz:

  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie) des Bauchs: Die Methode arbeitet mit Schallwellen, die ein Schallkopf aussendet und wieder empfängt. Die Bilder können wir anschliessend auf einem Monitor sehen. Veränderungen der Gallenblase und Gallenwege lassen sich so sichtbar machen. Manchmal setzen wir auch eine besondere Ultraschalluntersuchung ein, die intraduktale Endosonografie (IDUS). Sie funktioniert mit einem sehr kleinen Ultraschallkopf. So können wir die Ausbreitung des Tumors direkt im Gallengang bestimmen.
  • Computertomografie: Die Untersuchung arbeitet mit Röntgenstrahlen und liefert hochaufgelöste Schnittbilder aus dem Körperinneren.
  • Magnetresonanztomografie (MRT oder Kernspintomografie): Sie funktioniert mit starken Magnetfeldern und nimmt den Körper „scheibchenweise“ auf – so entstehen detaillierte Schnittbilder, auf dem sich Tumoren und Metastasen gut erkennen lassen. Insbesondere erlaubt die MRT auch eine detaillierte Darstellung der Gallenwege.
  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs, um eventuelle Metastasen in der Lunge aufzuspüren.
  • Positronenemissionstomographie/CT (PET/CT): Die PET/CT zeigt besonders stoffwechselaktive Bereiche an, zum Beispiel Metastasen. Als radioaktive Substanz setzen wir meist den radioaktiv markierten Zucker „18F-FDG“ ein.
  • Endoskopische retrograde Cholangiografie (ERC): Die Methode eignet sich, um Krebs in den Gallenwegen zu erkennen. Wir schieben vorsichtig einen biegsamen Schlauch mit einer kleinen Kamera (Endoskop) über die Speiseröhre und den Magen in den Zwölffingerdarm vor. Dann spritzen wir ein Kontrastmittel und fertigen ein Röntgenbild an. Gleichzeitig lassen sich bei der ERC Gewebeproben (Biopsie) aus verdächtigen Bereichen entnehmen. Eine Pathologin oder ein Pathologe analysiert sie anschliessend unter dem Mikroskop.
  • Perkutane transhepatische Cholangiografie (PTC): Dabei bringen wir eine Nadel über die Haut in einen Gallengang der Leber ein und injiziert ein Kontrastmittel in die Gallenwege. Dann folgt eine Röntgenaufnahme. Wir sehen so, ob ein Tumor in der Gallenblase oder den Gallengängen vorliegt.

Manchmal finden wir den Krebs in der Gallenblase oder den Gallenwegen auch zufällig, zum Beispiel im Rahmen einer Gallensteinoperation und der Entfernung der Gallenblase.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Einem Gallenblasenkrebs oder Gallengangskrebs können Sie nicht wirklich vorbeugen. Der wichtigste Rat lautet daher, möglichst rechtzeitig bei Beschwerde Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufzusuchen. Manchmal gelingt es uns, Tumoren in der Gallenblase oder den Gallenwegen in einem kleinen, frühen Stadium aufzuspüren. Gezielte Massnahmen zur Früherkennung beider Krebsarten gibt es ebenso nicht – anders ist dies zum Beispiel bei Brust- oder Darmkrebs.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs – Verlauf und Prognose

Die Heilungsaussichten bei einer Krebserkrankung hängen immer von der Grösse, Aggressivität und Ausbreitung des Tumors ab. In vielen Fällen finden wir bösartige Tumoren in der Gallenblase oder den Gallenwegen jedoch erst, wenn sie schon weiter fortgeschritten sind. Zudem besitzen beide die Eigenschaft, früh in die Leber, Bauchspeicheldrüse oder den Darm zu streuen und dort Absiedlungen (Metastasten) zu bilden. Der Verlauf und die Prognose sind also eher ungünstig. Nur wenige überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose.

Eine bessere Prognose haben oft Personen, bei denen wir den Krebs zufällig finden, weil sie zum Beispiel vorhandene Gallensteine und die Gallenblase entfernen. In diesen Fällen ist der Tumor oft noch klein und hat noch keine Metastasen in anderen Organen gebildet. Dann ist der Krebs oft noch heilbar.

Bei einem Klatskin-Tumor ist die Prognose etwas besser. Er entwickelt sich meist langsamer und verursacht aufgrund seiner Lage (an der Gabelung der beiden aus der Leber kommenden Gallengänge) frühzeitig einen Gallenstau – das ist das Symptom, an dem wir den Krebs oft erkennen.

Nachsorge und Reha

Die Nachsorge ist bei jeder Krebserkrankung wichtig. Wir behandeln die Auswirkungen der Krebserkrankung und Krebstherapien. Zudem kontrollieren wir den körperlichen und seelischen Zustand unserer Patientinnen und Patienten. Auch gilt es, eine Rückkehr des Krebses (Rückfall, Rezidiv) möglichst frühzeitig festzustellen. Weil diese Rückfallgefahr in den ersten Jahren nach der Diagnose am grössten ist, finden die Kontrolluntersuchungen zunächst sehr engmaschig im Abstand von drei Monaten statt. Danach dehnen sich die Zeitintervalle immer weiter aus.

Auch eine Rehabilitation kann Krebspatientinnen und -patienten helfen, körperlich und seelisch besser mit der Erkrankung zurechtzukommen. Zudem stärkt sie die Betroffenen und verbessert in vielen Fällen die Lebensqualität.

Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs: Mögliche Behandlungen

Die Behandlung von Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs stützt sich immer auf mehrere Säulen. Operation, Chemotherapie und Bestrahlung. Meist kombinieren wir mehrere Krebsbehandlungen miteinander, um die Wirksamkeit zu erhöhen.

Eine vollständige Heilung lässt sich nur durch eine Operation erreichen, wenn es uns gelingt, den Tumor vollständig zu beseitigen. Oft ist er jedoch bei der Diagnose soweit fortgeschritten, dass er sich nicht mehr durch eine OP entfernen lässt. Haben sich zudem Metastasen gebildet, sind Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs nicht mehr heilbar. Dann hilft eine palliative Behandlung. Sie zielt darauf ab, das Fortschreiten des Tumors zu bremsen, Beschwerden zu lindern, die Lebenszeit zu verlängern und möglichst lange eine gute Lebensqualität aufrechtzuerhalten.

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.