Gürtelrose

Herpes zoster

Starke Schmerzen und Juckreiz, gefolgt von einem Hautausschlag mit kleinen Bläschen – das sind die auffälligsten Kennzeichen der Gürtelrose. Was man dagegen nicht sehen kann, ist die untrennbar mit dieser Krankheit verbundene Vorgeschichte: Die Gürtelrose, auch Herpes zoster genannt, ist die Folge einer früheren Windpocken-Erkrankung.

Wenn deren Viren wieder aktiv werden, entstehen die schmerzhaften Gürtelrose-Bläschen. Bekämpfen lassen sie sich mit Medikamenten, die den Schmerz lindern oder die Viren eindämmen. Eine rechtzeitige Impfung kann verhindern, dass Herpes zoster überhaupt ausbricht.

Überblick: Was ist eine Gürtelrose?

Die Gürtelrose hat ihren Namen wegen ihres typischen Erscheinungsbildes. Sie erzeugt oft Hautausschläge, die wie ein Gürtel oder eine Schnur über einer unter der Haut liegenden Nervenbahn verlaufen.

Wer an Gürtelrose erkrankt, hat sich mit Viren infiziert. Sie gehören zur Familie der Herpes-Viren und sind auch die Ursache für Windpocken, die der Gürtelrose immer vorausgehen. Nur wer eine Windpocken-Infektion hinter sich hat, kann Herpes zoster bekommen. Mehr als 95 Prozent aller Erwachsenen in der Schweiz erkrankten in ihrer Kindheit an Windpocken. Auch wenn Sie sich daran nicht mehr erinnern und diese Kinderkrankheit längst hinter Ihnen liegt: In Ihrem Körper schlummern noch immer die damaligen Verursacher, die sogenannten Varicella-Zoster-Viren.

Diese Viren führen zwar zu keinem erneuten Ausbruch von Windpocken, können aber eine unangenehme Gürtelrose (Herpes zoster) erzeugen. Bei jedem dritten Erwachsenen ist das irgendwann der Fall, meist in späteren Lebensjahren. Betroffen sind überwiegend Frauen und Männer im Alter ab 50 sowie Menschen, die an einer Immunschwäche leiden. In seltenen Fällen erkranken aber auch Jüngere an Herpes zoster. Insgesamt kommen in der Schweiz in jedem Jahr etwa 20.000 bis 40.000 Menschen hinzu, bei denen die Diagnose einer Gürtelrose gestellt wird.

Entstehung: Wie bildet sich die Gürtelrose?

Warum Viren, die über Jahre oder sogar Jahrzehnte inaktiv waren, auf einmal zum Leben erwachen und eine Gürtelrose erzeugen, ist nicht genau bekannt. Sicher ist aber, dass dies vor allem dann geschieht, wenn die körpereigene Immunabwehr nicht mehr optimal funktioniert. Das kann im Alter der Fall sein oder bei einer Immunschwäche, wie sie zum Beispiel während oder nach einer schweren Krankheit auftritt.

Wenn es so weit ist, fangen die Varicella-zoster-Viren zunächst an, sich zu vermehren. Anschliessend bewegen sie sich an Nerven entlang in Richtung Haut, wobei sie Entzündungen verursachen. Als Reaktion darauf bilden sich unter der Hautoberfläche schmerzhafte und mit Viren gefüllte Bläschen. Sie sind in Gruppen angeordnet und zeigen sich als rötlicher Ausschlag. Er wird auch Zoster genannt.

Anders als die hochansteckenden Windpocken, sind an Gürtelrose erkrankte Patienten kaum bis gar nicht ansteckend. Dennoch sollte ein Kontakt zu den Bläschen bzw. dem Bläschen-Inhalt vermieden werden, insbesondere, wenn man ein geschwächtes Immunsystem hat oder schwanger ist – und noch nie eine Windpocken-Infektion hatte. Der Zeitraum, in dem man sich bei einem an Gürtelrose Erkrankten anstecken kann, beträgt meistens fünf bis sieben Tage. Genauer gesagt: Die Ansteckungsgefahr beginnt mit dem Erscheinen der ersten Hautbläschen und endet mit ihrer vollständigen Verkrustung.

Symptome: Wie zeigt sich eine Gürtelrose?

Die ersten Anzeichen einer Gürtelrosen-Erkrankung deuten oft noch nicht darauf hin, worum es sich handelt – diese frühen Symptome sind „unspezifisch“. Häufig klagen die Betroffenen zum Beispiel über Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen sowie über leichtes Fieber. Dies könnten zum Beispiel auch Anzeichen eines grippalen Infekts sein.

Erst nach drei bis fünf Tagen werden meistens deutlichere Zeichen sichtbar, die den Verdacht auf eine Gürtelrose aufkommen lassen: brennende, ziehende oder stechende Schmerzen auf der Haut. Sie sind von Juckreiz begleitet, oft auch von einem unangenehmen Kribbelgefühl. An diesen Stellen entsteht später ein streifenförmiger Bereich mit Hautrötungen, gefolgt von mit klarer Flüssigkeit gefüllten Bläschen.

Der von Herpes zoster befallene Hautbereich kann räumlich eng begrenzt oder ausgedehnter sein, bleibt aber fast immer auf eine Körperhälfte beschränkt. Gelegentlich entstehen auf der Haut auch zwei oder drei von Bläschen befallene Gruppen – auch sie überschreiten aber nicht die Körpermitte, sondern bleiben einseitig auf eine Körperhälfte beschränkt.

Meist ist bei Herpes zoster die Brust oder der Rücken betroffen, seltener der Kopf, ein Arm oder ein Bein. Grundsätzlich kann eine Gürtelrose aber an allen Körperstellen auftreten – sogar im Ohr oder am Auge.

Die kleinen Hautbläschen brechen nach einigen Tagen auf, trocknen aus und verkrusten. Manchmal bleiben die Schmerzen noch für einige Zeit bestehen, obwohl die Haut schon verheilt ist. Der gesamte Verlauf, von den ersten Anzeichen der Gürtelrose bis zu ihrem Ende, dauert meistens zwei bis vier Wochen.

In seltenen Fällen kann sich eine schmerzhafte Gürtelrose auch ohne Hautausschlag oder Bläschen zeigen. Sie tritt dann nur innerlich auf und wird von den Ärzten und Ärztinnen „Zoster sine herpete“ genannt.

Diagnose: Wie lässt sich eine Gürtelrose feststellen?

Wenn keine äusserlich erkennbaren Anzeichen vorhanden sind, die eindeutig auf Herpes zoster hinweisen, lässt sich eine Gürtelrose auch mit Hilfe von Laboruntersuchungen diagnostizieren. Schon kleinste Spuren der für die Erkrankung verantwortlichen Varicella-zoster-Viren sind mit einer Methode nachweisbar, die kurz PCR genannt wird (Polymerase Chain Reaction oder Polymerase-Ketten-Reaktion). Hierbei wird eine winzige Menge des in den Viren enthaltenen Erbguts vervielfältigt und analysiert. Wenn keine mit Virenflüssigkeit gefüllten Hautbläschen vorhanden sind, kann auch Blut als Testgrundlage genommen werden.

Ursache und Risikofaktoren: Warum entsteht die Gürtelrose?

Niemand weiss, weshalb Varicella-zoster-Viren, die für lange Zeit „geschlafen“ haben, zu einem bestimmten Zeitpunkt erwachen und aktiv werden. Bekannt ist aber, welche Faktoren ein derartiges Erwachen begünstigen können. Es sind Faktoren, die das Immunsystem schwächen und dadurch dem Körper die Abwehr der Gürtelrose-Viren erschweren. Hier einige Beispiele:

  • angeborene Immundefekte
  • Immunschwäche nach einer Erkrankung (z. B. HIV-Infektion)
  • unterdrückte Immunabwehr durch Medikamente (z. B. Chemotherapie)
  • UV-Strahlung (z. B. übermässiger Aufenthalt in der Sonne)
  • Giftstoffe
  • körperliche Überanstrengung
  • Stress

Prognose: Wie verlaufen Gürtelrosen?

In den meisten Fällen heilt eine Gürtelrose innerhalb von wenigen Wochen aus. Bei etwa 70 Prozent der Patientinnen und Patienten bleiben keine Folgen zurück. Vor allem bei jüngeren Patienten ist der Verlauf der Erkrankung meistens harmlos, auch die Schmerzen sind bei ihnen üblicherweise weniger ausgeprägt als bei Erwachsenen.

Wenn Sie den Verlauf Ihrer Herpes-zoster-Infektion positiv beeinflussen wollen, sollten Sie sich möglichst frühzeitig in ärztliche Behandlung begeben. Denn die Medikamente, mit denen sich die Viren der Gürtelrose eindämmen lassen, wirken am besten, wenn man sie schon am Beginn der Erkrankung bekommt.

Doch nicht immer verlaufen Gürtelrosen harmlos. Es kann zu Komplikationen kommen. Etwa zehn Prozent aller Erkrankten müssen deshalb in einem Spital stationär behandelt werden.

So kann die Gürtelrose zum Beispiel eine schmerzhafte Nervenentzündung hervorrufen, die im Extremfall über Monate oder sogar Jahre bestehen bleibt. Eine solche schmerzhafte Nervenentzündung wird postzosterische Neuralgie, Post-Zoster-Neuralgie oder post-herpetische Neuralgie genannt. Das Risiko, hieran zu erkranken, steigt ab dem 50. Lebensjahr und wächst mit zunehmendem Alter. Vor allem nach einer Gürtelrose im Bereich des Kopfes kann es zu einer postzosterischen Neuralgie kommen. Doch den meisten Patientinnen und Patienten mit Gürtelrose (nämlich 90 Prozent von ihnen) bleibt ein solches schmerzhaftes Nervenleiden erspart.

Problematisch können Gürtelrosen verlaufen, wenn sie im Bereich eines Auges auftreten. Der sogenannte Zoster ophthalmicus, auch Gesichtsrose genannt, birgt die Gefahr von verschiedenen Entzündungen. Sie können unter anderem die Hornhaut oder den Sehnerv schädigen und wenn sie nicht behandelt werden, sogar zur Erblindung führen.

Wenn Sie eine Gürtelrosen-Erkrankung hinter sich haben, stehen die Chancen gut, dass Sie für den Rest Ihres Lebens immun gegen diese Krankheit sind. Zu einem erneuten Ausbruch kommt es nur in Ausnahmefällen.

Therapie: Wie wird die Gürtelrose behandelt?

Wenn Ärzte oder Ärztinnen eine Gürtelrose behandeln, haben sie zwei therapeutische Ziele im Blick: Sie wollen die Schmerzen verringern und sie versuchen, die Vermehrung der Viren zu stoppen.

  • Um die Schmerzen zu lindern, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Oft werden die bekannten Wirkstoffe Ibuprofen oder Paracetamol eingesetzt. Bei besonders starken Schmerzen können Opioide helfen (umgangssprachlich auch „Opiate“ genannt). Hierzu gehört zum Beispiel der Wirkstoff Oxycodon. Zudem sollen Lösungen zum Auftragen auf die Haut dafür sorgen, dass die geröteten Ausschläge schneller austrocknen. Salben oder Tinkturen können den lästigen Juckreiz lindern.
  • Um die Ausbreitung der Viren einzudämmen, gibt es eine Reihe von Medikamenten. Sie werden Virostatika genannt. Bekannte Wirkstoffe sind zum Beispiel Aciclovir, Brivudin, Famciclovir und Valaciclovir. Die Medikamente, die oft in Form von Tabletten verabreicht werden, können auch das Risiko einer postzosterischen Neuralgie verringern. Um die Schmerzen und die Dauer der Gürtelrose möglichst gering zu halten, sollte die Behandlung frühzeitig beginnen – idealerweise schon innerhalb von zwei oder drei Tagen nach dem Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen.

Vorbeugung: Lassen sich Gürtelrosen vermeiden?

Eine Impfung kann vor dem Ausbruch einer Gürtelrose mit ihren unangenehmen Begleiterscheinungen schützen. Bei dem sogenannten Subunit-Impfstoff handelt es sich um einen Tot-Impfstoff. Das bedeutet: Er enthält abgetötete Bestandteile der Viren. Sie können sich nicht vermehren, veranlassen aber das Immunsystem zur Produktion von Abwehrzellen. So ist der Körper im Ernstfall gegen eine Attacke der Varicella-zoster-Viren besser vorbereitet und kann sie leichter bekämpfen. Einzelheiten zur Herpes-zoster-Impfung erfahren Sie von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.