Ein Polytrauma ist immer ein Notfall. Es bedeutet, dass mehrere Organe und Strukturen so stark verletzt sind, dass Betroffene in Lebensgefahr schweben.
Die Ursachen des Polytraumas sind in der Regel Unfälle, etwa im Verkehr, Beruf, Haushalt oder beim Sport. Die Symptome hängen davon ab, welche Organe und Strukturen verletzt sind. Sie reichen von massiven Blutungen, Verbrennungen, schwersten Schädel-Hirnverletzungen bis hin zu abgetrennten Gliedmassen. Ärztinnen und Ärzte müssen Schwerstverletzte sofort behandeln – schon am Unfallort. Auch dann, wenn die Art und Schwere der Verletzungen noch gar nicht feststehen. Nur so gelingt es ihnen, das Leben bei einem Polytrauma oft noch zu retten.
Ein Polytrauma bedeutet, dass mehrere Organsysteme und Strukturen des Körpers verletzt sind. Der Begriff leitet sich so ab: „poly“ bedeutet „mehrfach“ und das Wort „Trauma“ steht für Verletzung. Ein Polytrauma liegt laut Definition vor, wenn mindestens eine Verletzung oder mehrere Verletzungen in Kombination lebensbedrohlich sind. Menschen mit einem Polytrauma fallen in die Rubrik „Schwerstverletzte“. Am Unfallort ist es wichtig, dass Notärztinnen und Notärzte diese Situation rasch erkennen. In der Klinik ist oft lebensrettend, wenn speziell ausgebildete Traumatologinnen und Traumatologen die einzelnen Verletzungen genau diagnostizieren und gemäss Verletzungsschweregrad spezifisch behandeln, oft durch Operationen.
Die häufigsten Ursachen für das Polytrauma sind Verkehrsunfälle, zum Beispiel mit dem Auto, LKW, Bus, Motorrad, Roller oder Fahrrad. Aber auch Sport-, Berufs- und Haushaltsunfälle können ein Polytrauma verursachen. Allen gemeinsam ist, dass der menschliche Körper massiven Schaden nimmt. Das Polytrauma kann die Haut, sämtliche Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen, Gewebe und innere Organe betreffen. Die Verletzten erleiden Brüche, Prellungen, Quetschungen oder Risse in Organen und Blutgefässen. Daher sind innere Blutungen oft die Folge. Sie können schnell das Leben kosten, wenn die Behandlung nicht sofort beginnt.
Die Symptome hängen von der Art und Schwere des Polytraumas ab. Es spielt eine Rolle, welche und wie viele Organe und Strukturen geschädigt sind. Ein Polytrauma lässt sich nicht in allen Fällen mit blossem Auge anhand offener Wunden, durch die Haut ragender Knochen oder Verletzungen am Schädel und Gehirn erkennen. Auch massive Blutungen oder die Amputation von Gliedmassen lassen ein Polytrauma vermuten. Ärztinnen und Ärzte gehen in manchen Situationen sicherheitshalber von einem Polytrauma aus, etwa wenn ein Fahrzeuginsasse beim Aufprall aus dem Auto geschleudert wurde.
Die Behandlung der Schwerstverletzten beginnt schon am Unfallort und verläuft in mehreren Phasen: Notfalltherapie und Stabilisierung des Verletzten am Unfallort, Transport in ein Trauma-Zentrum, Behandlung im Schockraum durch ein spezialisiertes Trauma-Team und später auf der Intensivstation. Dies trägt häufig dazu bei, dass das Leben der Unfallopfer oft noch gerettet werden können.
Rund 30 Prozent aller Verletzungen in der Schweiz sind laut Statistik lebensbedrohlich. Die Betroffenen gelten als schwerstverletzt. In der Schweiz werden Polytraumatisierte in einem der zwölf Spitäler behandelt, die im Rahmen der hochspezialisierten Medizin (HSM) beauftragt wurden. Darunter ist auch das Universitätsspital Zürich. Laut Swiss Trauma Registry werden rund 2.500 Betroffene mit Polytrauma oder schwerem Schädel-Hirn-Trauma in einem spezialisierten Trauma-Zentrum behandelt.
Ein Polytrauma ist keine Frage des Alters oder Geschlechts. Unfälle, etwa im Strassenverkehr, Sport, Beruf oder zuhause können in jedem Lebensalter geschehen. Sie betreffen Babys, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und auch betagte Menschen. Aber besonders männliche Jugendliche und junge Erwachsene haben ein hohes Risiko für ein Polytrauma. Sie sind oft risikobereiter.
Die Ursachen für das Polytrauma sind in der Regel Unfälle, bei denen massive Kräfte auf den menschlichen Körper einwirken, zum Beispiel Beschleunigungskräfte bei einem Autounfall. Einige Beispiele für Situationen, in denen es zu schwersten Verletzungen kommen kann:
Bei einem Polytrauma können sämtliche Strukturen und Organe des Körpers verletzt werden: Kopf, Brustkorb, Wirbelsäule, Bauchregion, Extremitäten und Weichteile wie Gewebe, Muskeln und Sehnen. Manche erleiden bei einem Unfall ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, bei dem der knöcherne Schädel und das empfindliche Gehirn Schaden nehmen.
Ein Polytrauma lässt sich manchmal schon auf den ersten Blick anhand des Erscheinungsbildes und der Symptome vermuten. Dies gelingt Notärztinnen und -ärzten und oft auch Laien. Folgende Symptome deuten auf eine Schwerstverletzung hin:
Notärztinnen und -ärzten gehen in bestimmten Situationen immer von einem Polytrauma aus, und zwar solange, bis sie das Gegenteil festgestellt haben. Eine Schwerstverletzung liegt demnach vor, wenn ein Mensch
Ein Polytrauma ist in der Regel lebensgefährlich. Notärztinnen und -ärzten müssen daher schnell ihre Einschätzung treffen und die Behandlung beginnen, um das Leben der oder des Schwerstverletzten zu retten. Wir gehen in der Regel bei der Diagnose eines Polytraumas in mehreren Schritten vor. Orientierung bietet das sogenannte ABCDE-Schema:
Zu den lebenswichtigen Körperfunktionen gehören die Atmung, die Herz-Kreislauf-Tätigkeit (Puls, Blutdruck) und die Körpertemperatur, aber auch der Bewusstseinszustand. Wir prüfen, ob der Verletzte auf Ansprechen und Berührung reagiert. Die Atembewegungen, -geräusche und -stösse lassen sich sehen, hören und fühlen. Zudem achtet er auf Lebenszeichen wie Bewegungen und die Hautfarbe.
Wir entkleiden die Verletzte oder den Verletzten vollständig und untersuchen sie oder ihn körperlich von Kopf bis Fuss. Wir achten auf optisch erkennbare Verletzungen wie offene Wunden, Blutungen oder Blutergüsse (Hämatome). Zudem tasten wir den Körper ab und erfühlen Schwellungen oder Knochen- und Rippenbrüche. Zudem hören wir das Herz und die Lunge ab und klopfen bestimmte Körperbereiche ab.
Im Spital kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, um die Art und das Ausmass des Polytraumas näher zu bestimmen. Folgende Methoden liefern weitere Erkenntnisse:
Die Blutwerte geben Auskunft über den Zustand und die Funktion von Organen. Wir bestimmen unter anderem:
Besondere Massnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung eines Polytraumas sind nicht bekannt. Allerdings sind die häufigsten Ursachen für ein Polytrauma Unfälle, etwa im Verkehr, Haushalt, Beruf oder beim Sport. Auch Streitigkeiten und körperliche Auseinandersetzungen können ein Polytrauma verursachen. Bis zu einem gewissen Grad können Sie einem Polytrauma durch geeignete Massnahmen selbst vorbeugen. Einige Tipps:
Der Verlauf und die Prognose bei einem Polytrauma lassen sich nicht allgemein voraussagen. Ein Polytrauma bedeutet, dass entweder eine Verletzung allein oder mehrere Verletzungen in der Summe lebensgefährlich sind. Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
Manchmal können wir Schwerstverletzte noch retten, wenn wir schnell mit der Behandlung beginnen und es uns gelingt, die Patientin oder den Patienten zu stabilisieren. Ein Polytrauma ist jedoch manchmal (circa 10 bis 15 Prozent der Fälle) so schwer, dass es tödlich ausgeht.
Die Behandlung bei einem Polytrauma muss schnell einsetzen, um das Leben des Schwerstverletzten zu retten. Notärztinnen und -ärzten beginnen daher schon an der Unfallstelle mit der Therapie, auch wenn die Art und das Ausmass der Verletzungen noch unbekannt sind. Notärztinnen und -ärzten versuchen immer, den Schwerstverletzten zu stabilisieren und ihn transportfähig zu machen. Die wichtigsten Schritte bei der Notfallversorgung sind:
Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.