Spinaliom

Plattenepithelkarzinom, spinozelluläres Karzinom, Stachelzellkarzinom

Das Spinaliom (auch Plattenepithelkarzinom, spinozelluläres Karzinom oder Stachelzellkarzinom) zählt zu den weissen Hautkrebsarten und ist einer der häufigsten bösartigen Hauttumore. In der Schweiz erkranken jährlich zwischen 20‘000 bis 25‘000 Menschen an weissem Hautkrebs. Männer bekommen diese Form der bösartigen Hautveränderung häufiger als Frauen, das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei etwa 70 Jahren. Wie bei vielen malignen (bösartigen) Tumorerkrankungen sind die Chancen auf einen guten Verlauf grösser, je früher das Spinaliom entdeckt wird.

Überblick: Was ist ein Spinaliom

Ein Spinaliom ist eine maligne (bösartige) Hautveränderung in den Stachelzellen (Stratum spinosum) der Epidermis (Oberhaut). Die Epidermis dient als äusserste Schicht wie eine Schutzhülle für den Organismus. Sie sorgt dafür, dass Krankheitserreger abgehalten werden, sie schützt vor Nässe, Kälte und Druck und vor UV-Strahlen. Die Epidermis besteht aus mehreren Lagen und schliesst nach aussen mit der Hornschicht ab. In der dicksten Schicht der Epidermis, der Stachelzellschicht, findet die Zellerneuerung statt. Die neuen Zellen, die hier entstehen, wandern im Laufe eines Monats nach oben zur Hornschicht, wo sie absterben und dann abgeschilfert werden. Die Zellen der Stachelzellschicht sind sehr empfindlich gegen UV-Strahlen. Um sich zu schützen, produzieren sie Melanin, einen braun-schwarzen Farbstoff, der ultraviolette Strahlen abfangen kann – optisch erscheint uns das als Hautbräunung. Doch dieser Schutzmechanismus kann nur begrenzt wirken. Wenn die Haut mit zu viel Sonnenlicht bestrahlt wird, leiden die Zellkerne und entarten.

Fachleute bezeichnen als Plattenepithelgewebe eng mit einander verbundene Zellen, die eine Schutzschicht bilden. Die Oberhaut (Epidermis) ist in mehreren Schichten aus einem verhornenden Plattenepithel aufgebaut. Daher wird das Spinaliom auch Plattenepithelkarzinom genannt. Meistens treten Plattenepithelkarzinome dort auf, wo die Haut am häufigsten der Sonne ausgesetzt wird, sie können aber auch an ganz anderen Stellen des Körpers entstehen.

Meist entsteht das Plattenepithelkarzinom aus einer Hautwucherungen (aktinischen Keratose), die auch als Vorstufe (Präkanzerose) zu weissem Hautkrebs bezeichnet wird. Das Spinaliom wie auch die Aktinische Keratose entstehen, wenn die Zellteilung gestört ist. Zu viel ultraviolettes Licht und insbesondere wiederholte Sonnenbrände fördern diesen Kontrollverlust. Der Übergang von der Vorschädigung zum Krebs vollzieht sich langsam und häufig unbemerkt.

Spinaliom: Ursachen und Risikofaktoren

Zu viel Sonnenbestrahlung über längere Zeiträume hinweg ist die Hauptursache für ein Spinaliom. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter.

Alle Personen, die über viele Jahre – im Beruf oder in der Freizeit – einer intensiven Sonnenbestrahlung ausgesetzt waren, haben ein erhöhtes Risiko, an einer aktinischen Keratose und in der Folge einem Stachelzellkarzinom zu erkranken. Besonders gefährdet sind sonnenempfindliche Menschen mit heller Haut, blonden oder roten Haaren sowie blauen, grünen oder grauen Augen, und Menschen, deren Abwehrsystem aufgrund von Krankheiten oder einer medikamentösen Behandlung geschwächt ist.  Der Übergang von den geschädigten Zellen hin zur Tumorentwicklung verläuft unbemerkt. Ursachen für Spinaliome sind

  • langjährige Sonnenschädigung
  • aktinische Keratose (Präkanzerose)
  • helle Hauttypen
  • Berufe im Freien (Berufskrankheit)
  • bestimmte Hautkrankheiten (Morbus Bowen)
  • chronische Wunden oder Narben
  • Röntgenstrahlung
  • krebsauslösende Stoffe (Arsen, Teerprodukte)
  • krebsauslösende Viren (HPV)

Bei Spinaliomen an den Geschlechtsorganen können chronische Entzündungen oder Schleimhautveränderungen als Ursache in Frage kommen. Auch zwischen Pfeife rauchen und dem Lippenkarzinom wird ein Zusammenhang gesehen. Menschen mit Organtransplantationen, einer HIV-Infektion oder einer schlechten Immunabwehr haben ebenfalls ein grösseres Risiko, an diesem weissen Hautkrebs zu erkranken.

Symptome: Spinaliom

Ein Plattenzellkarzinom entsteht an sonnenexponierten Stellen des Körpers, das sind meist das Gesicht, der Hals, die Ohren oder Handrücken. Das Spinaliom erscheint zunächst als schuppige, leicht krustig belegte Hautveränderung oder als derbes kleines Knötchen. Es können sich Verhornungen bilden, die sich schwer entfernen lassen, darunter fängt es leicht an zu bluten. Wenn Sie auf Ihrer Haut Veränderungen bemerken wie

  • schuppige, gerötete Hautstellen,
  • schorfige, krustige Wundstellen,
  • verhärtete, verhornte Knötchen und
  • nicht heilende Hautstellen,

dann sollten Sie sich an eine Ärztin oder einen Arzt wenden. Es kann folglich diagnostiziert werden, um welche Art von Hautveränderung es sich bei Ihnen handelt. Ein nicht therapiertes Plattenepithelkarzinom wuchert in das umliegende Gewebe und breitet sich mit der Zeit nach den Seiten und in die Tiefe aus. Es besteht die Gefahr der Metastasierung, das bedeutet, der Hautkrebs kann streuen und an anderen Stellen im Körper wachsen.

Spinaliom – Diagnose im USZ

Meist können wir schon an der Art der Hautveränderungen erkennen, ob es sich um ein Spinaliom handelt. Wir werden mit Ihnen über Ihre Sonnengewohnheiten, über Hautkrankheiten und familiäre Belastungen sprechen. Mit einem Auflichtmikroskop oder Dermatoskop werden wir die betroffenen Hautpartien genauer untersuchen. Durch eine Gewebeprobe (Biopsie) lässt sich der Verdacht auf Plattenepithelkarzinom eindeutig klären. Ist der Tumor grösser als zwei Millimeter, werden auch die umliegenden Lymphknoten vorsorglich mituntersucht. In manchen Fällen kann auch eine bildgebende Untersuchung der Lunge notwendig sein, um Metastasen ausschliessen zu können.

Spinaliom – Selbstuntersuchung

Wenn Sie sich viel an der Sonne aufhalten, sollten Sie es sich zur Gewohnheit machen, Ihre Haut regelmässig selbst zu untersuchen. Dabei geht es vor allem um die Bereiche, die der Sonne (oft ungeschützt) ausgesetzt sind:

  • Ohrmuscheln und Kopf
  • Stirn, oberer Wangenbereich, Lippen
  • Dekolletee, Hals und Nacken
  • Unterarme, Handrücken

Kleine Veränderungen können Sie bereits feststellen, indem Sie mit der Hand über die Hautpartien streichen. Diese Anzeichen sollten Sie beobachten ärztlichen Rat einholen, wenn sie über eine gewisse Zeit bleiben oder sich verändern und grösser werden:

  • raue Stellen, die trotz Eincremen nicht verschwinden
  • kleine, hautfarbene Knötchen
  • rötliche, schuppige Flecken
  • krustige Stellen mit anhaftenden Verhornungen

Spinaliom: Vorbeugung

Die beste Vorbeugungsstrategie bei weissem Hautkrebs ist der bewusste und dosierte Umgang mit Sonne. Gerade, wenn Sie ein heller Hauttyp sind, mit blauen oder grünen Augen und blonden bis hellbraunen Haaren, sollten Sie in der Sonne besonders vorsichtig sein. Sinnvolle Schutzmassnahmen sind:

  • Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor
  • Schutzstift für die Lippen
  • möglichst langärmlige Kleidung
  • Sonnenhut oder Kappe für Kopf (und Glatze)
  • Schatten vorziehen
  • keine pralle Mittagssonne

Die Zahlen für Hautkrebserkrankungen steigen in den letzten Jahren und die Schweiz nimmt hier in der Statistik leider einen hohen Rang ein. Nutzen Sie deshalb das Angebot von Hautscreenings und Vorsorgeuntersuchungen. Bei den Untersuchungen wird die gesamte Haut angeschaut und auch die Schleimhäute werden geprüft. Die Untersuchung ist nicht sehr zeitaufwendig und völlig schmerzfrei. Je früher bösartige Veränderungen festgestellt werden, desto besser kann Ihnen geholfen werden.

Spinaliom – Verlauf und Prognose

Plattenepithelkarzinome, die kleiner sind als zwei Zentimeter, bilden in der Regel keine Metastasen im Körper. Wenn das Spinaliom also früh entdeckt wird, verbessert sich die Prognose erheblich. Nach der erfolgreichen Therapie sind regelmässige Nachkontrollen notwendig, denn Spinaliome können auch nach einer Behandlung immer wieder auftreten. Deshalb bleibt es wichtig, dass Sie Ihren Sonnenkonsum dosieren und kontrollieren, auf angemessenen Schutz achten und Ihre Haut regelmässig selbst untersuchen.

Spinaliom: Behandlung

Die beste Therapie zur Behandlung des Spinalioms besteht in der chirurgischen Entfernung der bösartig veränderten Hautstelle. Das Herausschneiden (Exzision) mit anschliessender feingeweblicher Untersuchung der Zellen gilt als Standardtherapie. Dabei wird der Tumor mit einem gewissen Sicherheitsabstand aus dem gesunden Gewebe herausgenommen, um so möglichst alle veränderten Zellen zu entfernen. Bei Spinaliomen, die sich schon weiter ausgebreitet haben, gerät diese Methode an ihre Grenzen. Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.