Wundheilung von Patienten

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Wie Wunden heilen

Zuletzt aktualisiert am 05. September 2022 Erstmals publiziert am 02. September 2022

Der Schutz vor einer Infektion und eine saubere Naht sind die wichtigste Grundlage für eine gute Heilung. Ist eine Wunde chronisch, gilt es die Ursache zu finden.

Einen Kratzer oder einen kleinen Schnitt kann der Körper selbst kurieren – die Selbstheilungskräfte der Haut sind enorm. In nur vier Wochen haben sich alle Zellen der Haut komplett erneuert. Der kleine Kratzer oder Schnitt ist nicht mehr sichtbar. Grössere Schnitte und tiefere Wunden heilen langsamer. Wie gut das gelingt und ob das Ergebnis optisch schön wird, hängt auch von der Nahttechnik des Chirurgen ab. «Es gibt zig Techniken, aber am wichtigsten ist, dass die Wundränder exakt aneinander liegen», sagt Hautchirurg Jürg Hafner. Durch die Narbenreifung in den ersten Monaten verbessert sich das Resultat weiter.

Entsteht keine Infektion, sind die meisten Operationswunden nach vier Wochen gut verschlossen, nach einem halben Jahr bis einem Jahr erinnert nur noch eine feine Nahtlinie an die einstige Wunde. Selbst unverschlossene grössere Wunden heilen innerhalb von etwa zwei Monaten von alleine ab. «Wenn wir Hochbetagte mit weissem Hautkrebs operieren, legen wir besonderen Wert auf eine schonungsvolle und sichere Lokalanästhesie. Oft verschliessen wir die Wunden unaufwändig und lassen sie in der Mitte etwas offen», erklärt Jürg Hafner. Ältere Menschen hätten oft die Geduld für einen längeren Heilungsprozess. Unterstützend setzen die USZ-Dermatologen einen Spray ein, der pflanzliche Extrakte enthält, unter anderem von Neem und Johanniskraut, und dessen Wirkung sie in einer Studie nachgewiesen haben. Von Salben rät Jürg Hafner ab, weil sie die Naht aufweichen und den Heilungsprozess dadurch eher verlangsamen.

Interdisziplinäre Wundsprechstunde

Heilt eine Wunde trotz korrekter Behandlung auch nach sechs Wochen nicht ab, spricht man von einer chronischen Wunde. Leider erfolge die Behandlung häufig nicht nach den ärztlichen Leitlinien, kritisiert Jürg Hafner: «Wichtig ist, dass zuerst die Ursache für die gestörte Heilung abgeklärt wird.» Am USZ gibt es dafür wöchentlich eine interdisziplinäre Wundsprechstunde, an der Gefässchirurgen, Angiologinnen, orthopädische Chirurgen, plastische Chirurginnen und Dermatologen teilnehmen. Gemeinsam diskutieren sie Fälle und legen einen individuellen Behandlungsplan fest. Bei Bedarf können weitere USZ Disziplinen hinzugezogen werden.

Die Ursachen einer gestörten Wundheilung können sehr vielfältig sein. Es kann sich um eine arterielle Durchblutungsstörung handeln wie bei der Stoffwechselstörung Diabetes mellitus. Auch venöse Insuffizienzen, wo der Rückfluss des sauerstoffarmen Blutes zum Herzen nicht funktioniert, sind möglich, ebenso Autoimmun- oder Infektionskrankheiten. In den letzten Jahren sei viel dazu geforscht worden, sagt Jürg Hafner. Entsprechend gross sind die Behandlungsmöglichkeiten für chronische Wunden. Sie reichen von chirurgischen Verfahren bis zur Physiotherapie und fallweise auch Ernährungsberatung. Für die Wundpflege selbst steht heute eine Vielzahl an Verbänden, Salben und Techniken zur Verfügung. Angewendet werden sie von speziell geschulten, diplomierten Wundexpertinnen aus der Pflege. Sie betreuen ihre Patientinnen und Patienten so lange, bis auch die chronische Wunde abgeheilt ist – manchmal nach Wochen, selten erst nach Monaten.

Jürg Hafner, Prof. Dr. med.

Leitender Arzt, Dermatologische Klinik

Tel. +41 44 255 25 33
Spezialgebiete: Dermatologie/Venerologie (SIWF/FMH), Dermatochirurgie, Mohs Surgery (ESMS), Angiologie (SIWF/FMH), Phlebologie (USGG/SIWF)

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