Adipöse Person misst Bauchumfang mit Messband

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Ein gewichtiges Thema

Zuletzt aktualisiert am 23. April 2024 Erstmals publiziert am 16. April 2024

In manchen Regionen der Welt werden Menschen immer dicker. Die Gründe dafür sind vielfältig. Übergewicht birgt häufig nicht nur viel Leid für die Betroffenen, sondern verursacht auch hohe Kosten für die ganze Gesellschaft.

Jon Brower Minnoch war bisher der schwerste je registrierte Mensch. Der 1941 geborene Amerikaner wog laut Aufzeichnungen im Jahr 1978 unglaubliche 635 Kilogramm. Eine Kombination von genetischer Veranlagung, schlechten Ernährungsgewohnheiten und einer Stoffwechselstörung sollen zu diesem extremen Gewicht beigetragen haben. Trotz medizinischer Hilfe und einer Gewichtsreduktion starb er bereits mit 41 Jahren an Herzversagen. Schicksale wie das von Jon Minnoch sind zum Glück sehr selten. Sie schärfen aber das Bewusstsein für Risiken, die mit Übergewicht verbunden sind.

Weltweite Zunahme

Daten der WHO zeigen, dass die Zahl der übergewichtigen Menschen weltweit zunimmt. In Europa etwa ist die Hälfte der Erwachsenen zu dick. Gründe dafür sind multifaktoriell: Genetische, soziale, kulturelle, ökonomische und individuelle Faktoren spielen dabei eine Rolle. Wenn die Lebensqualität beeinträchtigt ist und Risiken für eine ernsthafte Erkrankung bestehen, werden Übergewicht und Fettleibigkeit bzw. Adipositas zur Krankheit.

Übergewicht: Volkskrankheit auch in der Schweiz

Auch in der Schweiz hat sich Übergewicht zu einer eigentlichen Volkskrankheit entwickelt. Die Zahl der adipösen Menschen hat sich in den letzten dreissig Jahren verdoppelt. Die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Statistik belegen, dass 43 Prozent der erwachsenen Schweizer Bevölkerung übergewichtig sind, 12 Prozent davon sind adipös. Es sind deutlich mehr Männer, die mit Übergewicht zu kämpfen haben – und je älter die Menschen sind, umso mehr Mühe haben sie, ein ideales Gewicht zu halten.

BMI: Übergewicht bewerten

Der BMI (Body-Mass-Index) ist eine Masszahl, die verwendet wird, um das Verhältnis zwischen Gewicht und Körpergrösse einer Person zu bewerten. Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 etwa gilt als Normalgewicht, ein BMI zwischen 25 und 29,9 gilt als Übergewicht, und Menschen mit einem höheren Wert gelten als adipös. Der BMI berücksichtigt allerdings nicht die Verteilung von Fett und Muskelmasse. Die Körperzusammensetzung spielt jedoch eine wesentliche Rolle, da Fett in bestimmten Bereichen des Körpers mehr Gesundheitsrisiken mit sich bringen kann. Medizinische Folgen können je nach genetischer Konstitution bei den einen bereits bei einem BMI von 26 eintreten und bei anderen erst, wenn sie einen BMI von 35 erreicht haben.

Übergewicht entsteht, wenn wir mehr Energie in Form von Kalorien zu uns nehmen, als wir verbrauchen. Der Körper lagert die überschüssige Energie als Fett in sogenannten Fettzellen ein. Bekannte Ursachen für Adipositas sind ungünstiges Essverhalten und Bewegungsmangel. Doch es gibt weitere Risikofaktoren, die zu Übergewicht führen können. Ein häufiger Grund ist ein gestörtes Essverhalten: zu viel, zu schnell oder zu wenig ausgewogen. Unregelmässige Arbeitszeiten oder erbliche Einflüsse, psychische Faktoren, bestimmte Medikamente sowie Erkrankungen des Stoffwechsels können ebenfalls Treiber sein.

Übergewicht und Gesundheitskosten

Die gesundheitlichen Folgen von Übergewicht und Adipositas stellen nicht nur individuelle Probleme für die Betroffenen dar, sondern bringen auch eine erhebliche finanzielle Belastung für die Gesellschaft als Ganze mit sich. Übergewicht zählt zu den Risikofaktoren für nicht übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Fettlebererkrankungen. In der Schweiz erhobene Daten aus dem Jahr 2012 beziffern die daraus resultierenden direkten und indirekten Kosten auf rund acht Milliarden Franken.

Sozioökonomische Faktoren

Benachteiligte Bevölkerungsschichten sind eher von Übergewicht betroffen. Menschen mit geringerem Einkommen können sich möglicherweise gesunde Lebensmittel weniger leisten. Entsprechend greifen sie eher zu energiereichen, nährstoffarmen Lebensmitteln, die billiger sind. Dies kann das Risiko für Übergewicht erhöhen. Umgekehrt haben Menschen, die es gewohnt sind, im Überfluss zu leben, mitunter verlernt, auf ihre natürlichen Bedürfnisse zu hören. Lustvolles, gesundes Essen ist nicht zuletzt eine Frage des Masses.

Neben sozioökonomischen Faktoren sind auch Arbeitsbedingungen, Bewusstsein für gesundheitsrelevantes Verhalten oder Zugang zu einer effektiven Gesundheitsversorgung weitere mögliche Einflussfaktoren für häufiges Übergewicht in der Bevölkerung. Umso wichtiger sind präventive Massnahmen und ein ganzheitlicher Ansatz zur Bewältigung dieser Probleme.

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