Die häufigsten Fragen rund um die Kinderwunschbehandlung

Für viele Paare mit bisher unerfülltem Kinderwunsch stellen sich viele Fragen. Wir haben die häufigsten rund um das Thema und zu unserem Behandlungsangebot für Sie zusammengestellt und beantwortet.

Vor der Behandlung

Wir empfehlen, spätestens nach zwölf Monaten ohne Eintritt einer Schwangerschaft einen Kinderwunsch-Spezialisten aufzusuchen. Wir raten Paaren über 35 Jahren bereits früher zu diesem Schritt.

An unserem universitären Kinderwunschzentrum können wir – überdurchschnittlich hoch – sieben von zehn Paaren ihren Wunsch nach einem Baby erfüllen. Allerdings können dafür mehrere Behandlungszyklen notwendig sein.
Je nach den Gründen der Kinderlosigkeit, insbesondere bei zunehmendem Alter, kann die Schwangerschaftschance jedoch abweichen. In bestimmten Fällen müssen wir einem Paar von einer Behandlung abraten. Gerne informieren wir Sie in einem Erstgespräch über Ihre individuellen Erfolgsaussichten.

Bei unerfülltem Kinderwunsch gibt es verschiedene Vorgehensweisen: Sie können unsere professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Gerne stellen wir Ihnen in einem Beratungsgespräch die verschiedenen Möglichkeiten vor. Es ist uns ein grosses Anliegen, Ihnen die erforderlichen Informationen für die für Sie richtige Entscheidung zur Verfügung zu stellen. Selbstverständlich wissen nur Sie, ob und welche Möglichkeiten der modernen Medizin Sie für sich nutzen möchten.

Alle vier Wochen reift im Eierstock der geschlechtsreifen Frau eine Eizelle heran. Dieser Vorgang wird von den weiblichen Sexualhormonen beeinflusst. Die Eizelle befindet sich in einem Eibläschen (= Follikel), das etwa 14 Tage nach Beginn der Periodenblutung springt (Eisprung = Ovulation) und die jetzt befruchtungsfähige Eizelle in den Eileiter (= Tube) abgibt. Der wachsende Follikel bildet Hormone (u.a. Östrogene, z.B. Östradiol). Dank dieser Hormone wächst die Gebärmutterschleimhaut und der Gebärmutterhals (= Zervix) öffnet sich. Das erleichtert es den Samenzellen (= Spermien), in die Gebärmutterhöhle aufzusteigen.
Nach dem Eisprung findet die Befruchtung im Eileiter statt. Das Ei und die Samenzelle, das heisst die mütterlichen und die väterlichen Erbanlagen, verschmelzen miteinander. Die Zellen teilen sich, womit das menschliche Wachstum beginnt. Innerhalb von 4–5 Tagen wandert der Embryo in die Gebärmutterhöhle und nistet sich dort in die Schleimhaut ein. Der frühe Embryo gibt Signalstoffe (z.B. HCG) an den mütterlichen Organismus ab. Sie führen dazu, dass der nach dem Eisprung im Eierstock gebildete Gelbkörper 3–4 Monate erhalten bleibt. Das im Gelbkörper gebildete Hormon Progesteron hält die Schwangerschaft solange aufrecht, bis das Kind über seine Plazenta (= Mutterkuchen) alle Regelaufgaben selbst übernimmt.

Dies ist die normale Entwicklung einer befruchteten Eizelle im weiblichen Körper:

Die Befruchtung erfolgt innerhalb von 12 h nach dem Eisprung im äusseren Ende des Eileiters d.h. kann nur erfolgen, wenn eine ausreichende Anzahl von Spermien dort die Eizelle rechtzeitig erreicht.

Die befruchtete Eizelle wird innerhalb von mehreren Tagen durch den Eileiter in die Gebärmutter transportiert. Am 5. Tag erreicht der Embryo im Blastocystenstadium die Gebärmutterhöhle. Die Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut erfolgt am 6. Tag nach der Befruchtung.

Einnistung

Sowohl bei der Befruchtung der Eizelle im Eileiter wie auch bei Embryonen, die nach einer IVF bzw. ICSI Behandlung durch durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter gebracht werden rollt der Embryo zunächst über die Gebärmutterschleimhaut. Sowohl vom Embryo wie auch von der Gebärmutterschleimhaut werden Substanzen freigesetzt, welche letztendlich den idealen Einnistungort bestimmen. Sobald der Embryo dort Kontakt aufgenommen hat, wird er zunehmend vom Schleimhautgewebe umgeben, um eine perfekte Versorgung sicherzustellen. Heute geht man davon aus, dass eine erfolgreiche Einnistung stärker durch den Embryo als durch die Schleimhaut beeinflusst wird.

Während der Behandlung

Wenn unsere Untersuchungen zeigen, dass im betreffenden Zyklus keine normale Eizellreifung erfolgte, nehmen wir wegen den geringen Erfolgschancen keine Follikelpunktion vor.

Bei einer Überstimulation handelt es sich um ein Verschieben von Gewebswasser und Blutsaltzen in Körperhöhlen. Sie tritt vor allem bei Frauen mit sehr vielen Eibläschen nach einer Stimulationsbehandlung auf. Das Ueberstimulationssyndrom tritt erst nach der Eizellentnahme auf, ist meist ca. eine Woche nach der Eizellentnahme am ausgeprägtesten und verschwindet mit der Blutung ca. 14 Tage nach Eizellentnahme. Heute stehen uns jedoch Behandlungsprotokolle zur Verfügung, welche das Risiko für ein Ueberstimulationssyndrom auf nahezu Null reduzieren. Da eine Schwangerschaft ein Überstimulationssyndrom aufrecht erhält, ist es bei besonders hohem Risiko ggfs. sinnvoll auf einen Embryotransfer direkt im Anschluss an die Stimulationsbehandlung zu verzichten. Meistens ist ein Überstimulationssyndrom eher leicht ausgeprägt und lässt sich problemlos ambulant über Blutanalysen und Ultraschallmessungen kontrollieren. In wenigen Fällen (< 1:100) ist der Verlauf schwerer und es treten Unterleibsschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Gelegentlich ist dann ein Spitalaufenthalt nötig.

Eine Follikelpunktion ist ein operativer Eingriff. In seltenen Fällen kann es zu Verletzungen von Bauchorganen oder Blutgefässen kommen. Dann muss die Ärztin den Bauchraum öffnen und die Verletzung chirurgisch versorgen. Eine solche Komplikation kommt bei weit weniger als 1 von 1000 Punktionen vor. Damit wir für diesen Notfall gerüstet sind, bereiten wir in unserem Kinderwunschzentrum alle Patientinnen auf eine Narkose vor.

Trotz der sehr guten Erfolgsaussichten an unserem universitären Kinderwunschzentrum erzielen wir leider nicht in jedem Behandlungszyklus eine Schwangerschaft. Es ist beispielsweise möglich, dass sich die Eizelle nicht befruchtet oder sich nach der Befruchtung nicht weiterentwickelt. Diese Schwierigkeiten sind jedoch nicht durch die Behandlung bedingt, sondern in erster Linie durch die allgemein niedrige Fruchtbarkeit des Menschen.

Die Übertragung von zwei Embryonen erhöht die Schwangerschaftschance gegenüber dem Transfer von nur einem Embryo. Allerdings kann das zu Zwillingen und in der Folge häufiger zu Frühgeburten führen. Diese Tatsache gilt es zu berücksichtigen beim Entscheid über die Anzahl zu übertragender Embryonen.

Das Fehlgeburtsrisiko ist nicht erhöht, wenn man das mütterliche Alter berücksichtigt. Ein Eileiterschwangerschaftsrisiko von ca. 5 Prozent besteht, wenn die Eileiter verändert sind.

Das Geburtsgewicht von Kindern nach IVF oder ICSI ist etwas geringer als üblich. Es ist möglich, dass das Fehlbildungsrisiko leicht erhöht ist. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass Kinder aus den Anfangsjahren der IVF in ihrem späteren Leben möglicherweise häufiger zu höherem Gewicht und Blutdruck neigen. Schwangerschaftskomplikationen – wie z.B. eine Placenta praevia – kommen ebenfalls etwas häufiger vor. Allerdings ist bekannt, dass viele dieser Probleme mit der ungewollten Kinderlosigkeit an sich im Zusammenhang stehen und nicht mit den Behandlungsmethoden IVF oder ICSI.

Nach einer ICSI können, bei schwerster Einschränkung der Spermaqualität, spezielle Veränderungen des Erbgutes (chromosomale Aberrationen)
etwas häufiger vorkommen. Auf Wunsch des Paares kann eine Pränataldiagnostik ab der 11. Schwangerschaftswoche Klarheit verschaffen. Im Weiteren kann nach einer ICSI ein männlicher Nachkomme dieselben Fruchtbarkeitsprobleme aufweisen wie sein Vater.

Ein IVF- oder ICSI-Behandlungszyklus dauert 2–3 Wochen. Zusätzlich kommt je nach Protokoll eine Vorbehandlung von 2–4 Wochen dazu. Bei
der Vorbehandlung ist kein Arztbesuch nötig. Während der hormonellen Stimulation sind 2–3 Kontrollen üblich. Die genauen Termine können wir gemeinsam mit Ihnen festlegen, wenn Sie sich am Beginn Ihrer Periode für den Start der IVF/ICSI melden.

In der Regel sind die Vorabklärungen für eine Kinderwunschbehandlungen innerhalb von 1-2 Zyklen abgeschlossen.

Eine IVF/ICSI Behandlung wird von den meisten Frauen besser vertragen als erwartet. Während der Vorbereitungsphase kann es zu Reizbarkeit kommen – die meisten Frauben bemerken allerdings keine Veränderungen. Die eigentliche Stimulationsphase wird – obwohl das Spritzen natürlich unangenehm ist – von den allermeisten Frauen sehr gut vertragen. Weitere Details finden Sie in den oben aufgeführten Fragen. Gerne beraten wir Sie auch zu speziellen Bedenken.

Fragen und Antworten zur Stimulation

Für Sie: Bitte nehmen Sie Schilddrüsenmedikamente z.B. Euthyrox-Tabletten und Folsäure oder ein Multivitaminpräparat für die Schwangerschaft weiterhin ein.
Als Schmerzmittel sind während der Stimulation Dafalgan oder Paracetamol möglich. Alle weiteren Medikamente sprechen Sie bitte direkt mit Ihrer behandelnden Ärztin ab.

Für Ihn: In den drei Monaten vor der Kinderwunschbehandlung bitte keine Antibiotika und kein Ibuprofen einnehmen.

Sie dürfen bis zum 6. Tag der Stimulationsphase ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. 2-3 Tage später kommen Sie zu einem Ultraschalltermin. Bitte sprechen Sie dort mit der Ärztin das weitere Procedere ab

Wir empfehlen Ihnen, eine gesunde ausgewogene Ernährung. Während der Stimulation brauchen Sie noch nicht auf rohes Fleisch oder Rohmilchkäse zu verzichten, da noch keine Schwangerschaft besteht. Wir raten jedoch bereits jetzt von Alkoholkonsum sowie dem Rauchen von Zigaretten ab.

Ja, gerne dürfen Sie auch während der Stimulationsphase sportlich aktiv sein. Ab dem 6. Stimulationstag wenn die Eierstöcke grösser werden, sollten Sie jedoch ruckartige Bewegungen (Tennis, Joggen etc.) vermeiden. Grundsätzlich bitte den Bauch/Unterleib schonen und schützen.

Aus dem Informationsblatt «Wichtigste Informationen zum Stimulationsablauf», welches Sie in der weissen Mappe bei der Planung der Behandlung erhalten haben, finden Sie den für Sie persönlich festgelegten Beginn und das Ende der Einnahme/Applikation.

Ja, während dieser Zeit treten häufiger bis zu Mens-starke Blutungen auf. Dies ist normal und kein Grund zur Beunruhigung.

Die Medikamente müssen mindestens 9 Tage gespritzt werden. Bei der Ultraschalluntersuchung wird die Ärztin jeweils mit Ihnen besprechen, ob und wie lange die Spritzen fortgesetzt werden müssen.

Spritzen in den Oberschenkel ist in Bezug auf die Handhabung deutlich angenehmer als in den Bauch. Die Aufnahme und Wirkung des Medikamentes erfolgt sehr zuverlässig.

Kosten und Organisatorisches

Die Abklärungskosten werden von den Krankenkassen übernommen. Hormonbehandlungen zur Unterstützung der Eizellreifung mit getimten Geschlechtsverkehr oder intrauterinen Inseminationen (IUIs) werden je nach gewähltem Produkt bis zu maximal einem Jahr und drei Inseminationen vor dem 40. Geburtstag der Frau von Ihrer Krankenkasse bezahlt.

Bei der In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) sind die Behandlungskosten ab Beginn der Hormonbehandlung von Ihnen selber zu tragen. Pro Behandlungszyklus müssen Sie in unserem universitären Kinderwunschzentrum je nach Aufwand mit CHF 5’000 bis 8’000 rechnen. Ein Behandlungszyklus umfasst dabei die Durchführung und Überwachung der Hormontherapie (Stimulation), die Gewinnung der Eizellen (Punktion), die Kultivierung von Eizellen und Embryonen (Labor) sowie die Übertragung der Embryonen in die Gebärmutter (Transfer). Hinzu kommen allfällige Kosten für das Einfrieren (Kryokonservierung) und Aufbewahren überzähliger befruchteter Eizellen/Embryonen von CHF 700 und die jährliche Aufbewahrungsgebühr von CHF 400. Für die Reifung der Eizellen (Stimulation) benötigen wir Hormone. Die zusätzlichen Kosten dafür betragen je nach Produkt und benötigter Hormonmenge CHF 1’000 bis 2’000.

Bei Behandlungsbeginn legen wir mit Ihnen die Besuchstermine fest. Sie wissen mehrere Wochen im Voraus, wann genau Sie zur Kontrolle kommen müssen und wie gross der entsprechende Zeitaufwand dafür ist. Dieses Vorgehen ermöglicht Ihnen eine rechtzeitige Planung, was auch für Ihre Berufstätigkeit wichtig ist.

Wir legen grossen Wert auf eine konstante ärztliche Betreuung. Schon bei der Erstbesprechung stellt sich Ihnen die Sie betreuende Kaderärztin vor. Sie ist für Ihre Behandlung, aber auch für Ihre Sorgen sowie die Beantwortung Ihrer Fragen zuständig. Unterstützt wird sie von einer erfahrenen Assistenzärztin sowie von einem kompetenten und einfühlsamen Pflegeteam.

Am Universitätsspital Zürich halten wir uns selbstverständlich strikt an die Vorgaben des Schweizer Fortpflanzungsmedizingesetzes (FMedG). Das bestätigen die regelmässig stattfindenden kantonsärztlichen Inspektionen.

Wir verbessern laufend die Qualität unserer Behandlungsprozesse. Als Ausdruck unseres Erfolges ist unser Kinderwunschzentrum nach dem Qualitätsmanagementsystem ISO 9001:2015 zertifiziert und unsere Labors nach ISO/IEC 17025 akkreditiert.

Unser Kinderwunschzentrum ist Gründungsmitglied der seit 1993 bestehenden FIVNAT-CH, des nationalen IVF-Datenregisters der Schweiz. FIVNAT-CH sammelt und überprüft im Auftrag des Bundesamtes für Statistik bei allen Schweizer Kinderwunschzentren anonymisiert verschiedene Kennzahlen zu jedem durchgeführten Zyklus. Wir gehören regelmässig zu den Zentren mit den allerbesten Schwangerschaftsraten der Schweiz. Unabhängige internationale Experten kontrollieren periodisch die Richtigkeit der von uns gemeldeten Daten (externe Audits).

Auf der Seite der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie finden Sie all unsere aktuellen Zertifikate.

Voraussetzungen für eine Kinderwunschbehandlung in der Schweiz

Das Schweizer Fortpflanzungsmedizingesetz verlangt, dass Sie für eine Kinderwunschbehandlung in einer stabilen Beziehung leben. Verheiratet müssen Sie jedoch nicht sein.

Idealerweise sollten beide Partner das zukünftige Kind bis zum 18. Lebensjahr begleiten können. Bei eventuellen Erkrankungen, welche dieser Situation entgegenstehen könnten, prüfen wir sorgfältig mit den behandelnden Fachkollegen, ob und wie wir die Voraussetzungen für eine Elternschaft verbessern können.

Während es rechtlich keine Einschränkungen zum Alter bei einer Behandlung gibt, setzt die Natur den Erfolgsaussichten einer Kinderwunschbehandlung Grenzen. Grundsätzlich bieten wir In vitro Fertilisation (IVF) und Intracytoplasmatische Spermieninjektionen (ICSI) daher bis zum 43igsten Geburtstag der Frau an. Nur in wenigen Ausnahmefällen mit überdurchschnittlich guten Voraussetzungen macht es Sinn, diese Grenze um maximal 1-2 Jahre zu überschreiten – gerne sehen wir dies gemeinsam mit Ihnen an.

Um einer solchen Situation vorzubeugen, stellt heute die Möglichkeit eines Social freezings eine wertvolle Möglichkeit dar.

Wurden keine eigenen Eizellen eingefroren, so kann eine Eizellspende im Ausland, da die Schweizer Gesetzgebung derzeit keine Eizellspende in der Schweiz zulässt, eine Alternative darstellen.

Da Übergewicht sowohl mit reduzierten Schwangerschaftschancen, wie mit erhöhten Schwangerschaftsrisiken für Mutter und Kind verknüpft ist, empfiehlt sich zu Beginn einer Kinderwunschbehandlung ein Normalgewicht. Da deutliches Übergewicht auch die Eizellentnahme erschweren bzw. unmöglich machen kann, empfehlen wir eine frühzeitige sinnvolle Gewichtsreduktion. Dabei stehen der Gesundheitszustand und nicht das absolute Gewicht im Vordergrund.