Atemnot ist ein häufiges Symptom vieler Erkrankungen, die aber individuell behandelt werden müssen. Wenn die Luft wegbleibt, kann das harmlos, aber auch lebensbedrohlich sein. Bei plötzlich aufgetretener schwerer Atemnot müssen Sie sofort den Notruf (144) wählen. Ruhig bleiben, sich hinsetzten, möglichst nicht alleine sein, bis die Sanitäter und Sanitäterinnen sie abholen.
Die Atemnot, ein Symptom, welches bei vielen Krankheiten vorkommen kann, ist das beängstigende Gefühl nicht genug Luft zu bekommen. Die Beschwerde signalisiert die Differenz zwischen der Möglichkeit zu atmen und dem Bedarf an Atem. Wird dieser Bedarf nicht erfüllt, entsteht eine Art Alarmzustand des Körpers, den jeder Mensch als unterschiedlich bedrohlich wahrnimmt.
Die Atemnot wird medizinisch ,,Dyspnoe‘‘ genannt. Es gibt mehrere Formen. Zum Beispiel:
Darüber hinaus unterscheiden wir die akute von der chronischen Dyspnoe. Die akute Dyspnoe tritt plötzlich auf, innerhalb von Minuten oder Stunden und ist zum Beipsiel typisch für einen Asthmaanfall oder eine Lungenembolie, kann aber auch bei vielen anderen Krankheiten vorkommen. Die chronische Dyspnoe entwickelt sich langsam, über Wochen oder Monate und zeichnet Erkrankungen wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung, eine Herzinsuffizienz oder eine pulmonale Hypertonie aus, kommt aber ebenfall bei verschiedenen Krankheiten vor.
Atemnot ist ein häufiges Symptom mit unterschiedlichem Krankheits-Hintergrund. Die häufigsten Ursachen von Atemnot, bei denen der Rettungsdienst gerufen wird, die in der Notaufnahme oder in der Hausarztpraxis auftreten, sind:
Jede körperliche Erkrankung kann auch mit psychischen Belastungen verbunden sein. Diese kann sich unter anderem in Sorgen, Anspannung, Gedankenkreisen oder Schlafstörungen zeigen und den Behandlungsverlauf erschweren. Falls Sie oder Ihre Angehörigen den Wunsch nach psychiatrisch-psychologischer Beratung und Unterstützung haben, stehen Ihnen unsere Fachleute im USZ gerne zur Verfügung.
Atemnot ist ein komplexes Symptom, welches durch eine erhöhte Atemarbeit, einen zu stark veränderten Kohlendioxidgehalt im Blut, durch die Blut- und Gewebehypoxie oder andere physiologische Veränderungen ausgelöst werden kann. Atemnot kann auch als Reflex erscheinen, zum Beispiel bei starken Schmerzen, oder aber psychisch bedingt sein bei großem Stress und anderen seelischen Belastungen.
Schwere Atemnot ist auch ein Symptom der COVID-19 Erkrankung, die im Jahre 2020 weltweit ausgebrochen ist und eine Pandemie ausgelöst hat. Die Erkrankung wird vom Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht, ein hoch ansteckendes Virus. Das Virus wurde erstmals im Jahr 2019 in China identifiziert. Es verbreitet sich primär durch Tröpfcheninfektion. Nach einer Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen äussert sich die Infektion mit Fieber, trockenem Husten und anderen unspezifischen Symptomen. Die meisten Menschen erkranken leicht. Im weiteren Verlauf kann sich jedoch bei einigen Betroffenen eine schwere Atemnot aufgrund einer lebensbedrohlichen Lungenentzündung entwickeln. Letztere müssen intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden.
Die Atemnot ist erkennbar durch:
Die normale Atemfrequenz ist abhängig vom Lebensalter. In Ruhe beträgt sie normalerweise:
Weitere Beschwerden begleiten oft die Atemnot, wie zum Beispiel:
Atemnot kann harmlos oder aber lebensbedrohlich sein. Wichtig ist, den Schweregrad der Beschwerde richtig einzuschätzen. Wir nutzen hier folgende Klassifikationen:
Stadien Einteilung nach NYHA (New York Heart Association) Klassifikation der Dyspnoe
Borg-Skala: Bewertungsverfahren zur Einteilung des Schweregrads der Dyspnoe bei Belastung
Mit der Borg-Skala lässt sich das individuelle Anstrengungsempfinden während der körperlichen Belastung bestimmen. Der bei der Belastung angegebene RPE-Wert (Received Perception of Exertion) basiert auf der Annahme, dass das Anstrengungsempfinden mit der Herzfrequenz zusammenhängt. Folgende Formel wird zu diesem Zweck genutzt:
RPE = Herzfrequenz x 0.1
Da in der Regel die Ruheherzschlagfrequenz bei ungefähr 60 Schlägen pro Minute liegt, beginnt die Borg Skala bei 6, was den 60 Schlägen pro Minute entspricht. Die maximale Herzschlagfrequenz liegt bei gesunden Menschen meist bei ungefähr 200 Schlägen pro Minute. Deswegen endet die Borg Skala bei 20.
RPE-Wert | Belastungsempfinden |
---|---|
6 | Überhaupt nicht anstrengend |
7 | Sehr sehr leicht |
8 | |
9 | Sehr leicht |
10 | |
11 | Leicht |
12 | |
13 | Etwas anstrengend |
14 | |
15 | Anstrengend |
16 | |
17 | sehr anstrengend |
18 | |
19 | Extrem anstrengend |
20 | Maximal anstrengend |
Diagnose: Komplex und vielschichtig, je nach Ursache (H3)
Für die Diagnose der Atemnot ist eine gründliche Anamnese, das heisst die Befragung der Begleitsymptome und Vorerkrankungen in Kombination mit einer körperlichen Untersuchung entscheidend. Anschliessend werden gezielte weiterführende Untersuchungen gemacht. Wir werden Ihnen folgende Fragen stellen:
Die körperliche Untersuchung beinhaltet unter anderen das Abhorchen von Herz und Lunge. Folgende Untersuchungen sind hilfreich, um die Ursache der Atemnot herauszufinden:
Ob Sie einer Atemnot vorbeugen können, das hängt von der Ursache ab. Bei allergischem Asthma bronchiale zum Beispiel kann eine akute Atemnot verhindert werden, wenn die betroffene Person das verantwortliche Allergen vermeidet und die medikamentöse Therapie richtig einnimmt. Menschen mit Erkrankungen der Atemwege, der Lunge und des Herzens können einer Verschlechterung mit Atemnot vorbeugen, indem sie nicht Rauchen oder wenn sie Raucher sind, mit dem Tabakkonsum aufhören.
Der Verlauf und die Prognose der Atemnot variieren stark und sind abhängig von der Ursache. Psychisch bedingte Atemnot hat eine sehr gute Prognose. Bei chronischen Lungenerkrankungen und Herzversagen mit Lungenödem sind die Prognosen weniger positiv. Insgesamt liegt die Mortalität von Menschen, die wegen Atemnot in ein Spital eingewiesen werden, bei ungefähr zehn Prozent.
Die akute Atemnot ist ein medizinischer Notfall. Sollten Sie selbst unter akuter Atemnot leiden oder eine Person in Ihrer Umgebung, wählen Sie sofort den Notruf (144). Versuchen Sie ruhig zu bleiben und den leidenden Menschen zu beruhigen. Animieren Sie ihn zum Sitzen oder lagern Sie ihn mit erhöhtem Oberkörper. Das Abstützen der Arme erleichtert die Atmung. Die weitere Behandlung der Atemnot hängt von der Ursache ab.