Bei Menschen mit einer Netzhauterkrankung werden die lichtempfindlichen Sinneszellen in der Netzhaut (Retina) geschädigt und sterben im schlimmsten Fall ab. Es gibt viele verschiedene Krankheitsbilder, etwa die Altersbedingte Makuladegeneration, Diabetische Retinopathie oder Retinitis pigmentosa. Allen gemeinsam ist, dass das Sehvermögen leidet oder sogar ganz verloren geht. Lesen Sie alles über die Ursachen, Symptome und Behandlungen der wichtigsten Netzhauterkrankungen.
Bei einer Netzhauterkrankung nimmt die Netzhaut im Auge – die Retina – Schaden. Diese Schicht enthält die lichtempfindlichen Sinneszellen (Fotorezeptoren), die für das Farbensehen sowie die Wahrnehmung von Schwarz-Weiss im Dämmerlicht unabdingbar sind.
Fachleute unterscheiden verschiedene Arten von Netzhauterkrankungen. In der medizinischen Fachsprache heissen sie Retinopathien. Beispiele sind die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD), Diabetische Retinopathie, Retinitis pigmentosa, Gefässverschlüsse in der Retina oder die Netzhautablösung. Es gibt aber noch viele weitere Formen, die auch erblich bedingt sein können, und verschieden oft vorkommen.
Netzhauterkrankungen können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Die Altersbedingte Makuladegeneration hängt in der Regel mit dem Alter zusammen, während die Diabetische Retinopathie eine Komplikation der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus ist. Bei der Retinitis pigmentosa liegen die Ursachen in den Genen – diese Form der Netzhauterkrankung ist also erblich bedingt. Bei retinalen Gefässverschlüssen sind Arterien oder Venen in der Netzhaut blockiert. Und die Ursache der Netzhautablösung ist meist ein Riss oder Loch in der Retina.
Die Symptome richten sich nach der Ursache der Netzhauterkrankung. Allen gemeinsam ist eine Verschlechterung beziehungsweise der Verlust des Sehvermögens. Die lichtempfindlichen Sehzellen – die Stäbchen und Zapfen – werden geschädigt oder sterben ab. Die Fähigkeit zum Farbensehen sowie Schwarz-Weiss-Sehen im Dämmerlicht und in der Dunkelheit nehmen ab.
Die Behandlung hängt von der Art der Netzhauterkrankung ab. Fachleute versuchen, den Verlust der Sehfähigkeit zu bremsen, die Symptome zu lindern und – falls vorhanden – die Grunderkrankung ausreichend zu behandeln. Ausserdem therapieren sie eventuelle Komplikationen der Retinopathie.
Bei der Behandlung unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwischen der sogenannten „Medical Retina“ – der Behandlung ohne Operation – und der „Surgical Retina“ – einer Therapie mit Operation.
Der Begriff „Surgical Retina“ umfasst ein weites Spektrum an Augenerkrankungen, die den Glaskörper und/oder die Netzhaut betreffen. Allen gemeinsam ist, dass ein chirurgischer Eingriff am Glaskörper oder der Netzhaut als Erstbehandlung notwendig ist. Viele Erkrankungen am Auge, die zur Gruppe „Surgical Retina“ gehören, sind Notfälle. Das bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte möglichst schnell operieren müssen, um das Augenlicht zu retten. Die Mehrzahl dieser Fälle lässt sich heute mit Hilfe moderner OP-Methoden behandeln.
Einige Beispiele aus der Rubrik der Surgical Retina, bei denen schnelles Handeln besonders wichtig ist:
Die Häufigkeit und das Alter hängen immer von der Art der Netzhauterkrankung ab. Einige Beispiele:
Die Ursachen von Netzhauterkrankungen können sehr verschieden sein. Meist steckt eine andere Erkrankung hinter der Retinopathie. Allen gemeinsam ist jedoch, dass die lichtempfindlichen Sinneszellen in der Netzhaut Schaden nehmen und absterben. Die Sehfähigkeit verschlechtert sich – bis hin zur Erblindung.
Zwei Arten von Fotorezeptoren gibt es in der Netzhaut, die sich in ihrer Form unterscheiden und auf verschiedene Wellenlängen des Lichts reagieren:
Die Ursache der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) ist eine Störung des Stoffwechsels in der Netzhaut. Der wichtigste Risikofaktor dafür ist das Alter eines Menschen. Bei der AMD bilden sich Abfallprodukte, die der Körper nicht abbauen kann. Sie lagern sich im Zentrum der Netzhaut (Makula) ab und stören ihre Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen.
Zwei Formen der AMD gibt es:
Kommt die Altersbedingte Makuladegeneration schon in der Familie vor, haben Angehörige ein höheres Risiko für die Netzhauterkrankung. Auch das Rauchen lässt die Gefahr für die AMD klettern – manche betrifft sie sogar schon in jungen Jahren.
Die Ursache der Diabetischen Retinopathie ist die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. Sie ist eine Folge, wenn der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist. Diabetes greift die Gefässe an, auch in der Netzhaut – sie „verzuckern“. Eine Diabetische Retinopathie betrifft sowohl Typ-1 als auch Typ-2-Diabetiker. Je länger die Zuckerkrankheit andauert und je älter ein Diabetiker ist, desto grösser ist das Risiko für diese Netzhauterkrankung. Daher ist es auch so wichtig, dauerhaft auf gut eingestellte Blutzuckerwerte zu achten.
Die Ursachen dieser Gruppe von Netzhauterkrankungen liegen in den Genen. Sie sind also erblich bedingt. Eltern können ihrem Nachwuchs das „kranke“ Gen weitergeben. Manchmal genügt ein Gen von einem Elternteil, um an der Retinitis pigmentosa zu erkranken. Manchmal sind zwei Gene von Mutter und Vater notwendig. Die Vererbung kann auch über das X-Chromosom stattfinden – dann sind vor allem Männer betroffen, weil sie es von der Mutter erben.
Allen Formen gemeinsam ist, dass die Lichtsinneszellen schleichend „untergehen“. Meist sind zunächst die Stäbchen betroffen, später die Zapfen. Das Sehvermögen verschlechtert sich zunehmend – bis hin zur Erblindung.
Gefässverschlüsse in der Netzhaut können die Venen (häufiger) und Arterien (seltener) betreffen. Sie können verschiedene Ursachen haben:
Die Ursache der Netzhautablösung ist meist ein Riss oder ein Loch in der Netzhaut – oft im Rahmen einer Glaskörperabhebung. Dabei wirken Zugkräfte auf die Netzhaut ein und lassen Risse entstehen. Anschliessend dringt Glaskörperflüssigkeit ein, sammelt sich unter der Netzhaut an und hebt sie ab.
Risikofaktoren für die Netzhautablösung sind unter anderem:
Die Symptome bei Netzhauterkrankungen hängen immer davon ab, welche Krankheit der Retina zugrunde liegt. Allen gemeinsam ist jedoch, dass sich das Sehvermögen verschlechtert. Dieser Prozess kann langsam und schleichend oder akut und rasch verlaufen – je nach Netzhauterkrankung. Im schlimmsten Fall können Betroffene erblinden. Die wichtigsten Symptome verschiedener Retinopathien im Überblick!
Die Symptome der Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) hängen davon ab, ob die trockene oder feuchte Form vorliegt.
Bei der trockenen AMD setzen die Symptome schleichend und allmählich ein. Sie können ein Auge oder beide Augen betreffen.
Bei der feuchten AMD setzen die Symptome akut und schlagartig ein und verschlechtern sich schnell:
Bei fortgeschrittener AMD können auch Trugwahrnehmungen einsetzen: Betroffene sehen dann geometrische Formen, Tiere oder Personen.
Bei der diabetischen Retinopathie unterscheiden Ärzte zwei Formen – die nicht-proliferative und proliferative Retinopathie. Im ersten Fall wachsen keine neuen Blutgefässe und die Sehstörungen sind noch mild. Im zweiten Fall bilden sich neue Gefässe, die in den Glaskörper einwachsen können. Dann macht sich die Diabetische Retinopathie stärker bemerkbar.
Meist verläuft die Netzhauterkrankung schleichend und Betroffene büssen zunehmend ihr Sehvermögen ein. Die Beschwerden können jedoch auch akut einsetzen, wenn sich die Netzhaut ablöst.
Die wichtigsten Symptome bei einer Diabetischen Retinopathie sind:
Bei einer Netzhautablösung:
Die wichtigsten Symptome bei einer Retinitis pigmentosa sind:
Die Symptome bei einem retinalen Gefässverschluss hängen davon ab, ob die Venen (häufiger) oder Arterien (seltener) betroffen sind.
Ein Arterienverschluss lässt sich anhand folgender rasch einsetzender Symptome erkennen:
Ein Venenverschluss verläuft meist langsamer und die Symptome setzen schleichend ein. Warnzeichen für einen Venenverschluss in der Netzhaut sind:
Bei Sehproblemen jeglicher Art sollten Sie immer zeitnah Ihre Augenärztin oder Ihren Augenarzt aufsuchen. So lässt sich eine Netzhauterkrankung rechtzeitig aufspüren und behandeln.
Die Diagnose einer Netzhauterkrankung beginnt immer mit dem Gespräch zu Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese). Wir stellen Ihnen einige Fragen, zum Beispiel:
Danach folgen verschiedene Augenuntersuchungen, bei denen wir die Augen näher ansehen. Mehr Licht in den Zustand der Augen und ihrer Strukturen bringen die Ophthalmoskopie beziehungsweise Fundoskopie. Wir können Schäden an der Netzhaut und anderen Teilen des Auges diagnostizieren. Zum Einsatz kommt dabei ein Mikroskop mit einer starken Lichtquelle. So lässt sich der Augenhintergrund vergrössert darstellen und gut ausleuchten.
Auch eine Untersuchung des Gesichtsfeldes, ein Test auf Nachtblindheit und die Elektroretinografie (Test auf die Funktion der Fotorezeptoren durch Reizung) bringen zusätzliche Erkenntnisse.
Die weiteren Diagnosemethoden hängen davon ab, welche Ursache wir vermuten und ob und welche Grunderkrankung vorliegt. In der Regel ist eine Blutuntersuchung Standard. Meist kommen zusätzlich bildgebende Verfahren zum Einsatz, beispielsweise:
Ärzte kennen verschiedenste Netzhauterkrankungen, die wiederum unterschiedliche Ursachen haben können. Daher gibt es keine allgemeinen Massnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung von Netzhauterkrankungen in der Arztpraxis. Die altersbedingte Makuladegeneration hängt mit dem Alter zusammen, während die Retinitis pigmentosa erblich bedingt ist. Weder auf Ihr Alter noch auf Ihre Gene haben Sie einen Einfluss – daher können Sie diesen Netzhauterkrankungen auch nicht vorbeugen.
An der Diabetischen Retinopathie können Sie jedoch selbst ansetzen. Achten Sie besonders auf langfristig gut eingestellte Blutzuckerwerte und lassen Sie Ihre Zuckerkrankheit ausreichend behandeln. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, bestehende Augenerkrankungen oder Fehlsichtigkeiten sollten sie von einem Arzt gut behandeln lassen. So können Sie Schäden an der Netzhaut bis zu einem gewissen Mass vorbeugen – oder sie zumindest hinauszögern. Nehmen Sie auch regelmässige Augenuntersuchungen beim Augenarzt wahr: Sie sind wichtig zur Früherkennung einer Netzhauterkrankung.
Auch ein gesunder Lebensstil kann den Augen helfen. Dazu gehören zum Beispiel eine gesunde Ernährung, Nichtrauchen und ein massvoller Alkoholgenuss.
Und zuletzt gilt der allgemeine Ratschlag: Suchen Sie bei Sehproblemen jeglicher Art immer zeitnah Ihren Augenarzt auf!
Der Verlauf und die Prognose bei einer Netzhauterkrankung lassen sich nicht allgemein vorhersagen, sondern sind individuell verschieden. Ausschlaggebend ist immer, welche Art der Netzhauterkrankung vorliegt.
Schäden an der Netzhaut lassen sich in der Regel nicht wieder rückgängig machen. Ärztinnen und Ärzte können jedoch das Fortschreiten der Netzhauterkrankung oft aufhalten und so das Sehvermögen länger erhalten. Auch die Symptome lassen sich meist lindern. Manchmal ist aber das Augenlicht nicht zu retten und es droht langfristig die Erblindung.
Die Behandlung bei einer Netzhauterkrankung richtet sich immer nach der Art der Retinopathie, der Ursache und den Symptomen. Bei der Behandlung unterscheiden Ärztinnen und Ärzte zwischen der sogenannten „Medical Retina“ – der Behandlung ohne Operation – und der „Surgical Retina“ – einer Therapie mit Operation.
Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.
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