Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die mit Entzündungen im gesamten Verdauungstrakt einhergehen kann. Bauchschmerzen und Durchfall sind häufige Symptome. Am häufigsten ist der Endabschnitt des Dünndarmes entzündet, das sogennante „terminale Ileum“. Daher hiess die Erkrankung früher auch „ileitis terminalis“. Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung ist zwar nicht heilbar, aber mit der richtigen Behandlung in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle gut in den Griff zu bekommen.
Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die oft in Schüben verläuft und oftmals wiederkehrt. Das heisst: Beschwerdefreie Zeiten wechseln sich mit Krankheitsphasen ab. Die Erkrankung ist chronisch – und damit meist ein lebenslanger Begleiter. Allerdings lässt sie sich meistens gut behandeln, sodass ein normaler Alltag möglich ist.
Ihren Namen verdankt der Morbus Crohn dem US-Gastroenterologen Burrill Bernhard Crohn, der sie erstmals beschrieben hat. Sie hat noch viele andere Namen, zum Beispiel Crohn-Krankheit, Enteritis regionalis, Enterocolitis regionalis, Ileitis terminalis oder englisch Crohn’s disease.
Die Entzündungen können den gesamten Verdauungstrakt betreffen, vom Mund bis zum After. Am häufigsten entstehen sie jedoch an jener Stelle, an der der Dünndarm in den Dickdarm übergeht. Dieser letzte Bereich des Dünndarms heisst „terminales Ileum“. Zudem kann die Entzündung nicht nur die oberste Schleimhautschicht erfassen, sondern sämtliche Wandschichten des Darms.
Ein weiteres Merkmal des Morbus Crohn ist, dass sich die Entzündung nicht kontinuierlich über den Darm ausbreitet, sondern sich die Entzündungsherde an mehreren, nicht zusammenhängenden Stellen im Darm entwickeln. Dazwischen liegen gesunde Darmabschnitte. Ärztinnen und Ärzte bezeichnen dieses Befallsmuster als segmentalen, diskontinuierlichen Befall.
Anders ist dies bei der sehr ähnlichen Darmerkrankung Colitis ulcerosa:
Beide Krankheitsbilder fassen Medizinerinnen und Mediziner – neben anderen Formen der Darmentzündung – unter dem Begriff chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) oder Inflammatory Bowel Disease (IBD) zusammen.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) gehören in der Schweiz zu den häufigen Erkrankungen: Rund eine von 350 Personen leidet daran. Hochgerechnet sind also mehr als 25.000 Menschen von einer CED betroffen. Männer und Frauen erkranken etwa gleich oft.
Morbus Crohn kann prinzipiell Menschen jeden Alters betreffen. Meist tritt die Darmkrankheit erstmal bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Erscheinung, etwa zwischen dem 15. und 34. Lebensjahr.
Jede körperliche Erkrankung kann auch mit psychischen Belastungen verbunden sein. Diese kann sich unter anderem in Sorgen, Anspannung, Gedankenkreisen oder Schlafstörungen zeigen und den Behandlungsverlauf erschweren. Falls Sie oder Ihre Angehörigen den Wunsch nach psychiatrisch-psychologischer Beratung und Unterstützung haben, stehen Ihnen unsere Fachleute im USZ gerne zur Verfügung.
Die Ursachen von Morbus Crohn sind noch weitgehend unbekannt. Auch bei Colitis ulcerosa wissen Forschende noch nicht genau, was die Auslöser sind. Vermutlich gibt es aber nicht „die eine“ Ursache, sondern mehrere Faktoren müssen bei der Entstehung zusammenspielen. Eines ist jedoch klar: Morbus Crohn ist keine Infektionskrankheit und somit nicht ansteckend für andere.
Medizinerinnen und Mediziner kennen einige Risikofaktoren, die mit dem Morbus Crohn in Zusammenhang stehen.
Daneben haben Forschende noch einige andere Risikofaktoren für Morbus Crohn ausgemacht. Dazu zählen zum Beispiel das Rauchen oder eine Behandlung mit Antibiotika in der Jugendzeit.
Psychische Faktoren scheinen als Ursachen für Morbus Crohn keine Rolle zu spielen. Wohl aber können seelische Belastungen wie Stress oder Konflikte den Verlauf der chronisch-entzündlichen Darmerkrankung beeinflussen. Sie können entweder neue Schübe auslösen oder schon vorhandene Schübe verstärken.
Morbus Crohn kann verschiedenste Symptome hervorrufen, die allen voran den Magen-Darm-Trakt betreffen. Die Beschwerden können aber auch ausserhalb des Darms auftreten und sich auf andere Bereiche des Körpers erstrecken. Aber: Nicht jede Patientin oder jeder Patient entwickelt sämtliche Symptome in der gleichen Stärke. Auch die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa ruft übrigens ähnliche Beschwerden hervor. Diese Symptome kommen bei Morbus Crohn häufig vor:
Am USZ werden Betroffene mit Morbus Crohn durch ein hochspezialisiertes, interdisziplinäres Team der Gastroenterologie und Chirurgie betreut. Komplexe Fälle besprechen wir an einem gemeinsamen Rapport, in welchem individuelle Behandlungspläne festgelegt und die Indikationen zu komplexen Operationen sorgfältig geprüft werden.
Wir beginnen bei der Diagnostik von Morbus Crohn immer mit Ihrer Krankheitsgeschichte, der Anamnese. Folgende Fragen sind zum Beispiel für ihn interessant, um erste Anhaltspunkte zu gewinnen:
Dann schliesst sich eine körperliche Untersuchung an, bei der wir den Bauch abtasten. So lassen sich zum Beispiel die Grösse und Lage von Organen feststellen.
Zur Diagnose von Morbus Crohn ziehen wir zusätzlich bildgebende Untersuchungen sowie verschiedene Labortests heran.
Ist einzig der Dickdarm entzündet, können selbst erfahrene Ärztinnen und Ärzte den Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa nicht immer leicht unterscheiden. Manchmal zeigt erst der Verlauf der Krankheit, um welche der beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen es sich tatsächlich handelt. Manchmal kann auch über einen längeren Verlauf keine sichere Unterscheidung zwischen beiden Formen getroffen werden, was dann als sogenannte IBDu (IBD unclassified) bezeichnet wird
Die Ursachen von Morbus Crohn sind noch weitgehend unklar. Daher gibt es auch keine Möglichkeit, der chronischen Darmentzündung vorzubeugen (Primärprävention). Wenn Sie an Morbus Crohn erkrankt sind, gilt es, einer Rückkehr der Erkrankung in Form neuer Schübe vorzubeugen – die sogenannte Sekundärprävention. Hier scheint sich der Verzicht auf das Rauchen positiv auszuwirken.
Bei dem Morbus Crohn spielt die Früherkennung insofern eine Rolle, weil Betroffene ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs haben. Und allgemein gilt: Ein frühzeitig entdeckter Morbus Crohn lässt sich auch besser behandeln. So sinkt das Risiko für gesundheitliche Folgen und Komplikationen.
Morbus Crohn zählt zu den chronischen Krankheiten, die Sie ein Leben lang begleiten. Heilbar ist Morbus Crohn bisher nicht. Aber die Darmkrankheit lässt sich gut behandeln, sodass oft ein normaler Alltag bei guter Lebensqualität möglich ist. Morbus Crohn verläuft in Schüben: Phasen der Krankheit wechseln sich dabei mit Zeiten ohne Beschwerden ab.
Sie können jedoch den Verlauf der Erkrankung bis zu einem gewissen Mass positiv beeinflussen: Suchen Sie sich psychologische Unterstützung oder erlernen Sie eine Entspannungstechnik wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenes Training.
Morbus Crohn verläuft individuell sehr verschieden. Daher lassen sich keine allgemeinen Aussagen zur Prognose treffen. Die meisten Menschen können ihren Alltag gut bestreiten und ihren Beruf ausüben. Die Lebenserwartung ist ebenfalls kaum eingeschränkt. Zu beachten ist jedoch, dass bei Morbus Crohn das Risiko für Darmkrebs höher liegt als bei Menschen ohne diese Erkrankung.
Ein Morbus Crohn kann verschiedene Komplikationen nach sich ziehen – entweder durch die Erkrankung selbst oder durch die verschiedenen Behandlungen.
Bei Morbus Crohn gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten, die wir oft in Kombination einsetzen. So lassen sich ihre Wirksamkeit und Schlagkraft erhöhen. Ziel der Behandlung ist es immer, Beschwerden zu lindern, die Anzahl der Schübe zu verringern, die Zeitspanne zwischen zwei Schüben zu verlängern und Komplikationen zu verhindern.
Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.