Wenn sich auf Ihrer Haut Rötungen und Quaddeln zeigen, wenn sie juckt und anschwillt, dann könnte Nesselsucht (Urtikaria) die Ursache sein. Sie ist eine der häufigsten Hautkrankheiten, die sowohl Erwachsene als auch Kinder betreffen kann. Sie ist zwar nicht ansteckend, aber schwierig zu behandeln, weil ihr so viele Ursachen zugrunde liegen können.
Nesselsucht ist der Oberbegriff für bestimmte Hauterkrankungen. Typisch ist, dass Sie einen Ausschlag bekommen, der sich in Form von juckenden Quaddeln zeigt. Er kann örtlich begrenzt sein oder sich über größere Areale oder den ganzen Körper erstrecken. Ihre Hautveränderungen erinnern an Symptome, die nach Kontakt mit einer Brennnessel auftauchen (latein.: urtica = Brennnessel). Teils bilden sich zusätzlich sogenannte Angioödeme, großflächige Schwellungen des Unterhautgewebes und bestimmter Schleimhautbereiche. Nach Schätzungen entwickelt etwa jeder Vierte einmal in seinem Leben vorübergehend eine Nesselsucht. Der Hautausschlag ist nicht ansteckend und auch nicht lebensgefährlich, kann Ihre Lebensqualität aber erheblich einschränken – einerseits durch die sichtbaren Hautveränderungen sowie auch durch den damit meist verbundenen starken Juckreiz. Das führt teilweise dazu, dass andere Menschen unter Umständen auf Abstand gehen. All diese Faktoren können auch Ihre Psyche in Mitleidenschaft ziehen.
Eine Vielzahl von Faktoren kann der Nesselsucht Vorschub leisten oder sie hervorrufen. Deshalb ist die Ursachenforschung aufwendig.
Generell unterscheiden wir anhand der Dauer zwischen zwei Verläufen der Nesselsucht:
Die Erforschung der Ursachen einer Nesselsucht (Urtikaria) ist sehr komplex. In vielen Fällen ist kein bestimmter Auslöser nacheisbar.
Auch wenn die Entstehung der Nesselsucht sehr vielschichtig ist, so haben doch alle Formen eine Gemeinsamkeit: Bestimmte Immunzellen (sogenannte Mastzellen) schütten entzündungsfördernde Botenstoffe aus, darunter vorwiegend Histamin. Der Botenstoff stimuliert Immunzellen Ihrer Haut und für die Sinnesempfindung zuständige Zellen. Üblicherweise werden sie aktiv, wenn Angreifer wie Parasiten oder feindliche Bakterien den Körper belagern. Histamin erteilt das Startsignal für eine örtlich begrenzte oder eine sich großflächig ausbreitende Entzündung Ihrer Haut. Sie schwillt an, rötet sich, juckt und bildet Quaddeln. Beispielsweise kann eine allergische Reaktion, etwa auf Pollen oder Nahrungsmittel, die Mastzellen aktivieren. Doch gibt es auch viele andere Faktoren, die Mastzellen anregen können. Somit ist nicht jede Nesselsucht allergisch bedingt.
Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass die Nesselsucht ausbricht und der typische Hautausschlag entsteht. Zu den drei Hauptformen zählen:
Bei der spontanen Urtikaria bilden sich spontan, “wie aus heiterem Himmel” Quaddeln oder Angioödeme.
Wir unterscheiden hier zwei Formen:
Spontane akute Urtikaria, deren Symptome spätestens nach sechs Wochen abklingen. Auslöser sind beispielsweise Infekte, manchmal in Kombination mitSchmerzmitteln. Auch akute allergische Reaktionen etwa auf Insektenstiche von Bienen oder Wespen, Nahrungsmittel oder Medikamenten können mit einer akuten Urtikaria auftreten und dann unter Umständen auch mit gefährlichen Symptomen wie Asthma oder Kreislaufzusammenbruch vergesellschaftet sein; diese Beschwerden äussern sich dann jeweils rasch, praktisch immer innerhalb der ersten Stunde nach dem Allergiekontakt. Falls sich eine aktue Urtikria erstmals äussert und ohne Begleitsymptom verläuft, ist eine weitere Abklärung nicht zwingend nötig.
Spontane chronische Urtikaria, deren Symptome länger als sechs Wochen andauern. Eventuelle Auslöser sind:
Druck- und Temperaturreize lösen die physikalische Urtikaria aus. Ihre Symptome zeigen sich meist auf das Areal begrenzt, wo der Reiz auftrat. Manchmal breitet sie sich jedoch auch großflächiger aus.
Es gibt verschiedene Auslöser der physikalischen Nesselsucht. Dazu zählen:
Mechanische Reize: Urticaria factitia, Druckurtikaria, Vibrationsurtikaria
Wenn mechanische Reize auf Ihre Haut einwirken, kann ebenfalls eine Nesselsucht ausbrechen.
Die häufigste Form ist die Urticaria factitia oder Hautschriftnesselsucht. Der Ausschlag entsteht durch Scherkräfte, wenn beispielsweise Stoff kratzt, scheuert oder reibt. Dann bilden sich innerhalb von Minuten die typischen Quaddeln und die Haut juckt. Der Ausschlag bleibt zwischen zwei und acht Stunden bestehen. Im Fall der Sonderform Urticaria factitia tarda zeigt sich der charakteristische Hautausschlag mit einer Verzögerung von mindestens 30 Minuten bis maximal vier Stunden nach der Reizung. Auch die Druckurtikaria, die eine Folge zu enger Kleidung ist, etwa weil Sie Ihren Gürtel zu eng geschnallt haben, tritt mit einer zeitlichen Verzögerung von vier bis acht Stunden auf. Entsteht eine Nesselsucht als Folge einer Vibration, beispielsweise wenn Sie mit einer Schlagbohrmaschine arbeiten, handelt es sich um eine Vibrationsurtikaria.
Warum die Mastzellen in Ihrer Haut vermehrt den Botenstoff Histamin freisetzen, ist bislang nicht abschließend geklärt. Der mechanische Reiz ist der Auslöser, die eigentlichen Ursachen bleiben jedoch meist im Dunkeln. Vermutet werden etwa
Temperaturreize: Kälteurtikaria, Wärmeurtikaria, Lichturtikaria
Kälteurtikaria entsteht, wenn Sie Kontakt mit kaltem Wasser, Eis oder kalten Metallen haben. Die Symptome können sich sowohl örtlich begrenzt als auch großflächig zeigen.
Diese Form der Nesselsucht als Folge von Kälteeinwirkung, etwa nach einem Sprung in eiskaltes Wasser, kann lebensbedrohlich sein. Denn es kann zu einer Anaphylaxie (anaphylaktischer Schock) kommen, also einer überschießenden Reaktion des Immunsystems. Diese Komplikation ist sehr selten.
Eine Kälteurtikaria hat in den meisten Fällen keine zugrunde liegende andere Erkrankung. In Einzelfällen werden etwa Infektionen oder chronische Entzündungen als Auslöser ausgemacht; das ist aber eher die Ausnahme.
Eine Wärmeurtikaria wiederum ist Folge einer Wärmeeinwirkung. Sowohl natürliches Tageslicht als auch UVA-Strahlung, beispielsweise im Solarium oder durch eine Halogenlampe können eine Lichturtikaria auslösen.
Eine Nesselsucht erkennen Sie an folgenden typischen Symptomen:
Falls Sie an einer Allergie leiden und plötzlich Symptome einer Nesselsucht entwickeln, kann das in seltenen Fällen zu einer Anaphylaxie führen. Falls Sie beispielsweise auf Bienengift allergisch reagieren, können Sie nach einem Stich Symptome einer Urtikaria mit Juckreiz, Quaddelbildung und Schwellungen bis hin zum allergischen Schock bekommen.
Folgende Symptome zeichnen eine Anaphylaxie aus:
Unbehandelt kann die Kombination der Symptome zum Herz-Kreislauf- und Atemstillstand führen.
Senden Sie ein Foto der betroffenen Hautstelle ein und füllen Sie den kurzen Fragebogen aus. Innerhalb von 24 Stunden werktags erhalten Sie von unseren Experten und Expertinnen eine zuverlässige Diagnose. Ihre Daten werden verschlüsselt an uns übermittelt und vertraulich behandelt.
Wegen des typischen Hautausschlags fällt uns die Diagnose Nesselsucht meist nicht schwer. Komplexer ist es, der eigentlichen Ursache der Urtikaria auf die Spur zu kommen.
Zunächst werden wir uns nach der Krankengeschichte (Anamnese) erkundigen. Wir werden Sie beispielsweise fragen:
Eine akute Urtikaria werden wir in der Regel nicht genauer untersuchen, da sie ja bald wieder verschwindet. Sollten Sie aber an einer chronischen Nesselsucht leiden, ist es wichtig, deren Auslöser zu finden.
Sie können der Hautkrankheit nicht vorbeugen. Wenn Sie jedoch schon einmal daran litten, können Sie einen weiteren Ausbruch verhindern, indem Sie den Auslöser meiden. Da die Symptome meist schlagartig auftreten, ist eine Früherkennung nicht möglich.
Die Symptome der akuten Nesselsucht halten in der Regel nur ein paar Tage, höchstens wenige Wochen an. Wenn Sie Glück haben, treten sie nie wieder auf.
Die chronische Nesselsucht bleibt in seltenen Fällen über Jahre, manchmal Jahrzehnte bestehen. Dann treten die üblichen Symptome täglich, wöchentlich oder seltener auf. Für die Prognose der chronischen Form ist es wichtig, systematisch nach den möglichen Ursachen und Auslösern zu forschen, um sie zu vermeiden oder eine Therapie zu finden.
Einige Beispiele:
Eine akute Nesselsucht klingt meist innerhalb kurzer Zeit ohne Therapie wieder ab. Falls nötig, können Medikamente wie Antihistaminika Ihre Beschwerden wirksam mildern.
Leiden Sie an der langanhaltenden, chronischen Urtikaria sollten Sie zusammen mit uns die Auslöser und Ursachen ausfindig machen, um sie zu beseitigen. Die Ursachensuche und Therapie, auch mit Medikamenten, können schwierig sein und erfordern viel Geduld.