Leberkrebs

Hepatozelluläres Karzinom, HCC Leberzellkarzinom, Gallengangskarzinom, Cholangiokarzinom

Leberkrebs ist eine seltene Krebserkrankung, welche vor allem im Alter auftritt. Häufiger als der eigentliche Leberkrebs sind Ableger (Metastasen) von anderen Krebserkrankungen wie Brustkrebs oder Darmkrebs in der Leber. Da der Lebertumor lange Zeit wenig oder nur unspezifische Beschwerden macht, wird er meist in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt.

Übersicht: Was ist Leberkrebs?

Beim sogenannten primären Leberkrebs bildet sich ein bösartiger Tumor aus Zellen innerhalb der Leber. Meist handelt es sich dann um Leberzellkrebs. Ärztinnen und Ärzte sprechen von einem hepatozellulärem Karzinom (HCC). Leberkrebs (Leberzellkarzinom) entsteht häufig auf dem Boden einer Leberzirrhose. Mögliche Anzeichen von Leberkrebs sind Oberbauchschmerzen, Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Häufig bereitet er aber erst im fortgeschrittenen Stadium Beschwerden.

Seltener entsteht Krebs aus den Zellen der Gallengänge (Gallengangskarzinom; Cholangiokarzinom) innerhalb der Leber. Diese Krebsart bedarf meistens einer anderen Therapie als ein Leberkrebs.

Was sind Lebermetastasen?

Nicht jeder bösartige Tumor, der in der Leber entdeckt wird, geht aus lebereigenen Zellen hervor. Krebszellen in der Leber, die nicht aus Leberzellen entstanden sind, bezeichnet man als Lebermetastasen oder sekundären Leberkrebs.

Sekundärer Leberkrebs entsteht, wenn Tumoren, die an einer anderen Stelle des Körpers entstanden sind, in die Leber streuen und dort Tochtergeschwulste (Metastasen) bilden. Vor allem Krebsarten des Magen-Darm-Trakts (z.B. Darmkrebs), der Brust oder der Lunge können zu solchen Lebermetastasen führen. In der Regel leiden die Betroffenen also an einer anderen Krebserkrankung, die so weit vorangeschritten ist, dass letztlich auch die Leber betroffen ist.

Wie häufig ist Leberkrebs?

Die häufigste Form des primären Leberkrebses, der Leberkrebs (HCC), tritt vor allem in Südostasien und Afrika auf. Jedoch ist die Zahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahren auch in den westlichen Ländern deutlich gestiegen. Leberkrebs ist im Vergleich zu vielen anderen Krebserkrankungen relativ selten. Pro Jahr erkranken beispielsweise 4300 Menschen in der Schweiz an Dickdarmkrebs – die Diagnose Leberkrebs wird bei rund 820 Personen gestellt. Männer erkranken mehr als doppelt so oft an Leberkrebs wie Frauen. Der Leberkrebs tritt selten vor dem 50. Lebensjahr und am häufigsten nach dem 70. Lebensjahr auf.

Symptome von Leberkrebs

Leberkrebs (Leberkarzinom) verursacht zunächst oft eher allgemeine, unspezifische Symptome. In frühen Krankheitsstadien treten meist keine Beschwerden auf; daher wird die Diagnose Leberkrebs häufig erst spät gestellt. Dies verschlechtert die Prognose.

Mögliche Symptome von Leberkrebs sind:

  • Druckschmerz im rechten oder mittleren Oberbauch
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Schwächegefühl, verminderte Leistungsfähigkeit
  • Erhöhte Temperatur ohne erkennbare Ursache
  • Unerklärliche Gewichtsabnahme
  • Tastbare Schwellung unter dem rechten Rippenbogen (gelegentlich)
  • Gelbsucht

Die Leber produziert Gallenflüssigkeit, die über die Gallenwege in den Verdauungstrakt abfliesst. Tumoren der Leber oder der Gallengänge können diesen Abfluss behindern. Dies führt dazu, dass sich die Gallenflüssigkeit staut. Dann zeigen sich die typischen Symptome einer Gelbsucht (Ikterus): Das Augenweiss und später auch die Haut und Schleimhäute verfärben sich zunehmend gelb. Ausserdem ist der Urin dunkler als gewöhnlich, der Stuhl hingegen heller als sonst. Zudem kann die Haut jucken.

Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit können viele Ursachen haben und sind nicht zwangsläufig ein Anzeichen für Leberkrebs. Dennoch: Wenn Sie solche Symptome über einen längeren Zeitraum an sich bemerken, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Er kann ausschliessen oder bestätigen, ob es sich tatsächlich um Leberkrebs handelt.

Ursachen von Leberkrebs

Die genauen Ursachen von Leberkrebs sind unbekannt. Ein wichtiger Risikofaktor ist eine Leberzirrhose. Eine Leberzirrhose („Schrumpfleber“) ist eine schwere Leberschädigung, die oft durch jahrelangen Alkoholmissbrauch oder eine Leberentzündung (Hepatitis) entsteht. Die häufigste Form des primären Leberkrebses, der Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom), entsteht fast immer als Folge einer Leberzirrhose. Etwa neun von zehn Betroffenen mit Leberkrebs haben eine Leberzirrhose.

Infektion mit Hepatitis-Viren

Auch ohne Leberzirrhose ist das Risiko für Leberkrebs deutlich erhöht, wenn eine Person an einer chronischen, also dauerhaften Leberentzündung (Hepatitis) durch Viren leidet. Besonders eine Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus kann Leberkrebs begünstigen. Wer schon bei der Geburt mit Hepatitis B infiziert wurde, hat ein höheres Risiko, im Laufe des Lebens an Leberkrebs zu erkranken, als jemand, der sich erst später infiziert. Auch eine chronische Hepatitis-C-Infektion stellt einen Risikofaktor dar.

Chronische Leberentzündung durch Fettleber

Ein weiterer Risikofaktor für Leberkrebs ist die Fettleber, die zu einer chronischen Leberentzündung führen kann. Eine Fettleber kann verschiedene Ursachen haben. Vor allem Alkohol, Diabetes mellitus und starkes Übergewicht spielen bei der Entstehung eine Rolle.

Weitere Risikofaktoren

Zu weiteren Faktoren, die das Risiko für Leberkrebs erhöhen, zählen unter anderem:

  • Leberschädigende Substanzen wie Aflatoxin B1 in der Nahrung (Gift des Pilzes Aspergillusflavus, der auf Getreide, Erdnüssen und anderen Nahrungsmitteln bei feuchtem Klima wächst)
  • Erblich bedingte Erkrankungen des Stoffwechsels, z.B. Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose), Morbus Wilson
  • Einnahme von bestimmten Sexualhormonen (z.B. Anabolika)
  • Berufliche Belastung mit chemischen Substanzen wie Lösungs- oder Pflanzenschutzmitteln

Ursachen von Gallengangskrebs

Die Ursachen des seltener auftretenden Gallengangskarzinoms (Gallengangskrebs, Cholangiokarzinom) sind nicht vollständig geklärt. Bestimmte Erkrankungen erhöhen jedoch das Risiko. Dazu zählen

  • Zysten des Gallengangs (Choledochuszysten),
  • zunächst gutartige Geschwulste der Gallengänge (Adenome),
  • Gallengangssteine,
  • eine seltene chronische Entzündung der Gallenwege (sog. primär sklerosierende Cholangitis, PSC) sowie
  • Lebererkrankungen durch chronische Infektionen mit Parasiten wie Leberegeln (besonders in Ländern wie China und Japan).

Auch Rauchen und ein höheres Lebensalter scheinen das Risiko für Leberkrebs und Gallengangskrebs zu erhöhen.

Das Gallengangskarzinom wird in drei Lokalisationen unterteilt:

  • In der Leber (intrahepatisch)
  • An der Verzweigung vom linken und rechten Gallengang (Klatskin-Tumor)
  • Im Gallengang ausserhalb der Leber (distales Gallengangskarzinom)
  • Die Therapie des Gallengangskarzinoms variiert je nach Lokalisation.

Diagnose von Leberkrebs

Bei Verdacht auf Leberkrebs (Leberkarzinom) sind einige Untersuchungen notwendig. Wenn tatsächlich Krebs gefunden wurde, ist es wichtig, herauszufinden,

  • ob der Tumor ursprünglich von der Leber ausgegangen ist (sog. primärer Leberkrebs) oder
  • ob es sich um Lebermetastasen handelt (sog. sekundärer Leberkrebs).

Am Anfang steht das ausführliche Gespräch zwischen Ihnen und uns. Wir fragen zum Beispiel nach

  • Art und Dauer der Beschwerden,
  • Vor- und Begleiterkrankungen sowie nach
  • möglichen Risikofaktoren für eine Leberzirrhose wie eine chronische Hepatitis oder Alkoholmissbrauch.

Im Anschluss folgt eine gründliche körperliche Untersuchung: Unter anderem tastet die Ärztin oder der Arzt die Leber und andere Organe des Bauchraums durch die Bauchdecke ab. Zu weiteren ersten Untersuchungen zählen:

  • Ultraschall (Sonographie): Im Ultraschall können wir Leber, Gallengänge und Gallenblase, die Nieren und die Milz betrachten. Auch die Lymphknoten können wir begutachten. Die Ultraschalluntersuchung ist risikolos und schmerzfrei.
  • Blutentnahme und Laboruntersuchungen: Anhand des Blutbilds können wir zum einen mögliche Hinweise auf eine Krebserkrankung erkennen. Zum anderen können wir anhand der Blutwerte feststellen, wie gut die Leber arbeitet. Darüber hinaus lassen sich im Blut Hepatitis-Viren nachweisen oder ausschliessen. Ein bestimmter Tumormarker im Blut ist bei verschiedenen Krebserkrankungen häufig erhöht: Das Alpha-Fetoprotein (AFP). Eine sichere Aussage, ob Leberkrebs vorliegt oder nicht, erlaubt der AFP-Wert alleine jedoch nicht. Auch während einer Schwangerschaft ist das AFP oft natürlicherweise erhöht.

Wenn sich der Verdacht auf Leberkrebs erhärtet, sind weitere Untersuchungen sinnvoll, um die Diagnose zu bestätigen und festzustellen, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat. Dazu zählen:

  • Computertomographie (CT) mit Gabe eines Kontrastmittels
  • Kontrastmittel-Ultraschalluntersuchung (KMUS)
  • Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) mit Gabe eines Kontrastmittels
  • PET-CT, vor allem wenn der Verdacht auf einen sekundären Leberkrebs (Metastasen) besteht

Wenn unklar ist, ob es sich um primären Leberkrebs oder um Lebermetastasen handelt, werden wir gegebenenfalls eine Magenspiegelung (Gastroskopie) und/oder eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchführen. So können wir herausfinden, ob eine Krebserkrankung im Magen oder Darm in die Leber gestreut hat.

Eine 100-prozentive Gewissheit, dass es sich um Leberkrebs handelt, kann letztlich nur eine feingewebliche Untersuchung der auffälligen Leberbezirke unter dem Mikroskop bestätigen. In den allermeisten Fällen kann die Radiologin oder der Radiologe an Hand der Kernspintomographie-Untersuchung einen Leberkrebs diagnostizieren.

Bei Verdacht auf Gallengangskrebs kann eine Spiegelung der Gallenwege mit einem Endoskop Klarheit verschaffen (sog. endoskopisch retrograde Cholangiographie, ERCP), bei der Häufig auch von innen eine Feinnadelpunktion erfolgen kann. Bei Krebserkrankungen der Gallenwege ist ein bestimmter Tumormarker im Blut erhöht: Das sogenannte Ca 19-9 (Cancer Antigen 19-9, Cancer = Krebs). Daher nehmen wir Blut ab und untersuchen es auf dieses Eiweiss. Die Bestimmung des Tumormarkers alleine eignet sich jedoch nicht zur Diagnose.

Selbsthilfegruppen

Der Austausch mit Gleichbetroffenen kann bei der Bewältigung einer Krankheit eine grosse Unterstützung sein. Beratung auf der Suche nach einer geeigneten Selbsthilfegruppe erhalten Sie bei Selbsthilfe Zürich. Selbsthilfe Zürich und das Universitätsspital Zürich sind Kooperationspartner im nationalen Projekt «Gesundheitskompetenz dank selbsthilfefreundlicher Spitäler».

Behandlung von Leberkrebs

Die Therapie des Leberkrebses richtet sich einerseits nach Lokalisation, Grösse und Ausbreitung des Tumors und andererseits nach Leberfunktion und Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten. Hierbei ist auch wichtig, ob der Tumor auf dem Boden einer Leberzirrhose entstanden ist. Für die Therapie des Leberkrebses gibt es zahlreichte Optionen, die unter Umständen miteinander kombiniert werden können.